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315. Wischt das maul und geht davon

Wa III 513 Maul 295 erklärt die Ra: »Von denen, die etwas gethan haben, es aber leugnen und sich stellen, als hätten sie es nicht gethan. Auch (nach Campe III 232 b): etwas von Jemand genießen und ohne dafür zu danken fortgehen.« 332 giebt in der Anm. die ähnliche Erklärung aus Agricola 42. Vgl. auch DWb 6,1786. – Das der Ra zu Grunde liegende Bild scheint mir das der Katze zu sein, die an der Milch nascht, darauf das Maul leckt oder mit der Pfote wischt, sich ganz harmlos stellt und davon geht.

Beim Gebrauch der Ra wird vielfach Bezug genommen auf Sprw. Sal. 30, 20 Also ist auch der Weg der Ehebrecherin; die verschlinget, und wischet ihr Maul, und spricht: Ich habe kein Übles gethan.

So NS 64, 75
des glich der weg einr frouen ist,
die sich zům ebruch hat gerüst:
die schleckt und wüscht den munt gar schon
und spricht: ich hab nüt bösz geton.

Und bei Luther EA 26, 141 da es ihnen miszrieth, wischet er [Papst Clemens VII] das Maul wie die Hure, Sprüchw. 30, und sprach, er hätte es dem Kaiser zu gut gethan. 27, 82 Doch hat er ihm vorbehalten Ausflucht, dasz er mag sagen, er habs nit so gemeint, gleich wie die Hur (Sprüchw. 30, 20), da sie ihr viel hätte umbracht, wischet sie den Mund und sprach: Ich hab nichts Übels gethon. Also thut mein Zettler. 32, 340; 34, 255 f. Also musz Gottes Wort und Wahrheit geschmähet werden, darnach sie lassen hingehen und das Maul wischen wie die Hure, davon Salomon sagt in den Sprüchen. – Sonst vgl. EA 22, 269 Adel und Fürsten gehen fein davon, wischen das Maul, sind schon und haben nie nichts Böses gethan. 23, 288 Baum und Burger ... machen theure Zeit ... wischen darnach das Maul und sprechen: ja, was man haben musz, das musz man haben. 23, 322 daher treten in mardern Schauben, gülden Ketten, Ringen, Kleider, das Maul wischen, sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rühmen. 26, 61 Dasz du aber das Maul wolltest wischen, es seien Bösewichte und Schälke ... 30, 26 [Der Teufel spricht] Ich will mit der That alle Unglück und Uneinickeit anrichten und darnach das Maul wischen. 32, 31 wischet das Maul, als hätt er nichts gethan. 40, 100 die Christen plagen und morden und darnach das Maul wischen, schön und heilig sein und ein Freund der Christenheit heissen. 41, 311 nimpt also das Geld und Schätze und wischet das Maul, als hätte er wohl gethan. 47, 80 Die Baurn und Edelleute schätzen und steigern itzt alles, was nur auf den Markt kompt, wie sie nur selbst wollen, und gehen dahin, wischen das Maul. Annot. in c. XIII Matth. (Tom. lat. Viteb. V 43 b) Nein, es hat niemand so wenig schaden gethan, Ja so viel guts gestifft als sie. Er wischt das maul gar fein, hat nichts gefressen, und gehet dauon mit ehren. Das ist verdrieslich, schaden thun und gleich wol recht und wol gethan haben wollen.

In anderer Verbindung und Bedeutung Aurifaber, Tischr. 1566 304 a Daran wische dein Maul und beisse dich wol damit. Tischr. Frankfurt, 1571 415 a so wolte er die Gersten theuwer machen, ehe sie das Maul wüschten.

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