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392. Eine kappe schneiten

Vgl. Wa II 1138 Kappe 32 Einem eine Kappe zuschneiden: »Eine Unannehmlichkeit, ein Unglück bereiten«; dazu wird aus Wolff, Histor. Volkslieder angeführt: Dan es ist ime durch sein verhengnus also eine kappe geschnitten, die er nimmermehr mit seinem pochen wirdet vernitten. DWb 5, 191 citiert aus Ambr. Lb. 70, 52 (ein Mädchen will die Narrenkappe anlegen aus Verzweiflung; ihr Liebster hat sie verlassen):

So wil ich mir ein kappen schneiden
und hengen zwo schellen dran,
und will umb deinet willen wol
auf der gassen gan.

Vgl. auch Uhland Volksl. S. 549 (Nr. 201)

V. 2
Er liesz im ein keplein schneiden
wie er ein kaufman wär
gen Lübik tet er reiten zu
erfaren newe mär.

In diesen beiden letzten Stellen leitet der eigentliche Sinn der Ra schon hinüber zu dem übertragenen. Simrock, Sprw. 12378 hat die Wendung: Bist du ein Narr, so lasz dir eine Kappe machen. In der Regel aber macht oder schneidet man nicht sich, sondern andern eine Kappe, nämlich eine Narrenkappe, d. h. man stellt ihn als einen Narren öffentlich hin. In diesem Sinne sagt Brant, Vorrede zum NS

V. 61
ich schrot ein kapp hie manchem man,
der sich des doch nit nimet an.

DWb 5,194 citiert auch aus Murner SZ 10 b

ich hett dir lang ein kapp geschroten,
wenn wir dich auf der gasz erdappen.

Vgl. auch Uhland. Volksl. S. 479 (Nr. 178)

V. 14
Heine ist die schantz miszraten,
můsz den spot zům schaden han,
in ward ain kapp geschroten,
in günnets wol iedermann.

P. Gengenbach, Gouchmat, S. 141

V. 907 Dir wird sunst venus ein kappen schroten.

Ebendort, Zugabe XXVI S. 410ff. heißt es im Liede von der Narrenkappe, in der verschiedenen Ständen in der Art des Narrenschiffs eine Narrenkappe dargeboten wird:

V. 163
Der die kappen hat gemacht,
er hat sie wol geneit, d
en schneider hatt er wol betracht
kein kosten daran geleit,
sie ist zu Pforzheim geschnitten,
wol on ein schneider scher,
ich wil sie noch manchem schicken,
mus jm sein kopff zerficken,
bis jm sein tasch wird leer.

Bei Luther fand ich nur eine Stelle EA 28, 346 Mich dünkt wohl, König Heinrich habe ein Elle grobes Tuchs oder zwo dazu geben und der giftige Bube Leus, der wider Erasmum geschrieben hat, oder seines gleichen, habe die Kappe geschnitten und mit Futter unterzogen. Aber ich will sie ihnen ausstreichen und Schellen daran schürzen, ob Gott will. Vgl. dazu EA 218, 96 Gott [hat] gedacht: ich musz dem Narren so ein Kappen anziehen. 26,60 [Heinz von Wolfenbüttel] machet ein Helekäpplin, ja eine Narrenkappe aus Gott und dem christlichen Glauben.

*


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