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Der Fingerhut erregte die Aufmerksamkeit des Menschen anfänglich wohl nur wegen seiner arzneilichen Wirkung. Als aber die Empfindung für die Schönheit der wildwachsenden Kinder Floras allgemeiner wurde, holte man ihn aus seiner Heimat, den Lichtungen, Waldblößen und Wiesen der deutschen Mittelgebirge, in den Blumengarten, wo es ihm augenscheinlich nicht minder gefällt als an seinen ursprünglichen Standorten. Die großen, unten stark geäderten und weich behaarten Blätter enthalten ein starkes Gift, das Digitalin, das in der Medizin zur Herabsetzung allzu starken und schnellen Herzschlages benutzt wird. Am Ende des schlanken hohen Stengels prangt die Blütentraube, deren Blumen sämtlich nach der am hellsten beleuchteten Seite des Standortes gewendet sind. Von hier lassen sich die meisten Besucher erwarten, die beim Fingerhut wie beim Löwenmaul vorzugsweise aus Hummeln bestehen; denn nur diese sind groß genug, die Glocke auszufüllen und Antheren nebst Narbe zu berühren. Ein sehr ausfallendes Saftmal, dunklere, weiß umrandete Punkte auf der purpurroten Unterlippe, weist den Weg zum Honig. Die zweispaltige Narbe reift später als die vier Staubblätter, von denen wiederum die beiden längeren früher stäuben als die kurzen. Sobald die Hummeln durch Regen oder Sturm ferngehalten werden, scheint die Selbstbefruchtung einzutreten. Doch liegt zwischen dem Anfang und dem Ende des Blühens jeder einzelnen Blüte ein Zeitraum von 6 Tagen, und da ist kaum zu befürchten, daß der Blütenbesuch ausbleibt.
Der oberständige, vom Nektarium umgebene Fruchtknoten wächst nach dem Abfallen der Blumenkrone zu einer vielsamigen Kapsel aus, deren kleine Samen durch 2 Spalten ausgestreut werden. – Eine prosaische Betrachtungsweise erkennt in den Blüten die Gestalt des Fingerhutes wieder; die Sage aber läßt die roten Kapuzen den Bergelfen als zierliche Häubchen dienen.
Braunwurzgewächse, Scrofulariaceen. Kl. XIV, Juli, August. H. 0,30 – 1,25 m.