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siehe Bildunterschrift

Keulenförmiger Bärlapp, Lycopódium elavátum L.

Wenn wir unsern Blick von der duft- und farbeprangenden Gesellschaft der Blütenpflanzen auf die einförmig grünen Moose, Farne und Bärlappgewächse richten, kommt uns diese Gesellschaft von Kryptogamen so ärmlich, ernst und uninteressant vor, daß eine nähere Bekanntschaft mit ihnen kaum wünschenswert erscheint. Aber wie mancher anscheinend langweilige und äußerlich abstoßende Mensch bei tieferem Eindringen in seinen Charakter gewinnt, so fesseln auch diese Pflanzen, sobald wir uns mit ihren Lebensäußerungen und Gewohnheiten bekannt machen, genau so wie die Phanerogamen oder Samenpflanzen.

Die Bärlapparten besitzen lange, vielfach gegabelte, teils kriechende, teils aufrechte Stengel, welche mit zahlreichen kleinen Blättern dicht besetzt sind. Sie erinnern durch diese Beblätterung im Aussehen sehr an Moose, von denen sie sich aber durch Größe, Verzweigung, inneren Bau und Fortpflanzung durchaus unterscheiden. Der an feuchten, waldigen und felsigen Orten sehr zerstreut vorkommende Tannen-Bärlapp, auch Teufelshand oder Semust genannt, besitzt aufrechte ästige Stengel, die mit linealisch-lanzettlichen, rauhen, zugespitzten Blättern in 8 Reihen dachziegelartig besetzt sind. Die Stengel des keulenförmigen oder Kolben-Bärlapps, der im Volksmund »Schlangenmoos« heißt, kriechen in trockenen Wäldern und Heiden, auch auf Bergabhängen ziemlich häufig am Boden. Sie sind mit linealischen, in feine lange Borstenhaare auslaufenden Blättern dicht gedrängt besetzt und erheben sich mit kurzen aufsteigenden Ästen. Der Kolben-Bärlapp erreicht 1 m Länge, während der Tannen-Bärlapp weit kürzer bleibt. Die Fortpflanzung dieser Gewächse geschieht durch Sporen, welche in kleinen Hohlräumen, den Sporangien, gebildet werden. Diese haben bei den Bärlapparten die Form einer bohnenförmigen kleinen Dose, die in einer Blattachsel sitzt. Beim Tannen-Bärlapp stehen sie vereinzelt, beim keulenförmigen sind ihrer viele zu einer endständigen Ähre vereinigt, welche infolge der abweichenden Beblätterung des unter ihr befindlichen Stengelteils das Aussehen einer kleinen Keule erhält. Die Sporen des Kolben-Bärlapps sind wohl den meisten Lesern unter dem Namen »Hexenmehl« bekannt, unter dem sie als Streu- und Blitzpulver sowie in der Physik gebraucht werden.

Die bei trockenem Wetter ausstäubenden und vom Winde verbreiteten, gelblichen Sporen keimen an zusagender Stelle. Es entsteht ein wulstiger, gelappter Körper von Linsen- bis Bohnengröße, farblos, wenn er im Waldhumus, grün, wenn er dem Lichte ausgesetzt keimt. An diesem Gewebe, dem sogen. Prothallium, bilden sich männliche und weibliche Zellen; sie vereinigen sich und die letztere, die Fruchtanlage, wächst zur Frucht aus. Das Prothallium ist also die geschlechtliche Generation des Bärlapps. Aus der Frucht entsteht wiederum die gewöhnliche, uns bekannte Bärlapppflanze, die ungeschlechtliche Generation, die ihre Nahrung mittelst der fadenförmigen Wurzeln aus pflanzlichen Verwesungsstoffen im Humus, im Torf, im Moder alter Baumstümpfe schöpft.

Dem Tannen-Bärlapp ist noch eine andere Art der Fortpflanzung gegeben. Er bildet in den Blattachseln, besonders in der Nähe des Sproßgipfels, winzige Knospen aus, die man beim ersten Anblick für kleine Flügelfrüchte halten könnte. Den Bau und die Bedeutung dieser Knospen schildert Prof. Kerner folgendermaßen: »An jeder solchen Knospe sieht man zu unterst 5 bis 6 winzige schuppenförmige Blättchen, auf diese folgen zwei kleine, einander gegenüberstehende, längliche, verdickte Blättchen, weiterhin zwei verhältnismäßig große flügelförmige Blätter, welche sich so gedreht haben, daß ihre Flächen in eine Ebene zu liegen kommen, und über diesen folgen nochmals zwei einander gegenüberstehende, den Scheitel der Achse zwischen sich fassende, dicht zusammenschließende kleine Blättchen. Die beiden großen flügelförmigen Blättchen der Knospe sind auf der einen Seite vertieft, auf der andern gewölbt, bieten dem Winde eine gute Angriffsfläche und haben die Bedeutung einer Flugvorrichtung. Sobald die Knospe vollständig ausgebildet ist, löst sie sich oberhalb der winzigen Schüppchen von der Basis ab, schiebt sich bei der Erschütterung des sie tragenden Sprosses vor und hängt lose zwischen den Spitzen der steifen, grünen Laubblätter des Sproßgipfels. Bläst nun ein Wind über das mit diesem Bärlapp bewachsene Gelände, so werden die leichten, losen Knospen wie Spreu entführt, gelangen auf irgend eine nahe oder ferne Felsterrasse, setzen sich dort fest, und jede derselben wächst zu einem neuen Bärlappstocke aus.«

Weit höhere Bedeutung als gegenwärtig hatten die Bärlapparten in ferner geologischer Vergangenheit. Die Lepidodendren und Sigillariaceen, Baumriesen, deren Reste uns in den Steinkohlenlagern noch erhalten sind, und die wahrscheinlich die Hauptmasse dieser Lager bilden, übertrafen ihre heutigen schwächlichen Verwandten an Größe und Dauerhaftigkeit um ein Beträchtliches.

Bärlappgewächse, Lycopodiaceen. Kl. XXIV. ausdauernd. Juli, August. H. 0,05 bis 0,15 m und L. 0,60 – 1,00 m.

 


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