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Der in Süddeutschland vielfach und in Mitteldeutschland noch vereinzelt vorkommende gelbe Enzian unterscheidet sich von dem früher geschilderten Frühlings-Enzian (s. Teil I) so beträchtlich, daß ein Nichtbotaniker kaum auf den Gedanke kommen würde, beide Pflanzen gehören zu derselben Gattung. Aus der dicken, walzenförmigen, senkrecht absteigenden Wurzel des gelben Enzian erhebt sich ein Stengel von beträchtlicher Höhe, dessen untere Blätter, breit eiförmig, fünfnervig, mit rinnenförmigen Stiel, einige Ähnlichkeit mit Wegerichblättern haben, während die obersten zu zweien am Grunde miteinander verwachsen sind und Wasserbecken bilden, welche wie bei der wilden Karde die auskriechenden Insekten von den Blüten abhalten. In den Achseln der obersten Blattpaare sitzen die gestielten gelben Blüten. Ihr scheidenartiger Kelch ist an einer Seite aufgeschlitzt. Die Krone hat mit der glockenförmigen Blume des Frühlings-Enzian wenig Ähnlichkeit, da die Röhre ganz kurz ist und radförmig in fünf Zipfel ausläuft, zwischen denen die Staubblätter stehen. – Die Wurzel ist trotz ihres Reichtums an Nährstoffen durch ihren bitteren Geschmack vor den Angriffen der Mäuse vollkommen geschützt, ebenso wie das Kraut vor dem Appetit der äsenden Wiederkäuer. Nur der Mensch versteht es, sich die Gaben des »edlen Enzian« nutzbar zu machen.
Enziangewächse, Gentianaceen. Kl. V. . Juli, August. H. 0,50 bis 1,25 m.