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Gemeiner Epheu, Hédera Hélix L.

Im Schattendunkel der Laubwälder, in moosigen Felsklüften und am zertrümmerten Gemäuer alter Burg- und Klosterruinen fühlt der Epheu sich wohl. Die anfangs auf dem Boden entlang kriechenden Pflänzchen suchen ihre Sprosse dem Fuße eines Baumes oder einer Felswand anzuschmiegen. Sobald das geschehen ist, entwickeln sie kurz unter dem fortwachsenden Gipfel wurzelartige Fasern, die wagerecht wachsend die Rinde oder den Stein erreichen und sich eng anlegend mit ihnen verschmelzen. Auf diese Weise stützt sich der schwache Stamm und wächst unaufhaltsam empor. (Erreichen die Kletterwurzeln die Stütze nicht, so verdorren sie nach einiger Zeit; findet der Stengel überhaupt keinen Gegenstand zum Anschmiegen, so überspinnt er den Waldboden mit einer reizenden Blattmosaik, gelangt dann aber niemals zum Blühen. Hat er aber den Gipfel eines Baumes oder die Höhe einer Mauer erklommen, so verändert sich sein Aussehen. Er bildet keine Haftwurzeln mehr. Statt der lederartigen, stark und weiß geäderten, eckig fünflappigen Blätter entwickelt sich an den reich verzweigten Gipfelsprossen weicheres, ganzrandiges, eiförmiges, zugespitztes Laub, als hätte die Pflanze nicht mehr die Zeit und die Kraft, das ausgebildetere Stammlaub hervorzubringen. Zwischen diesen neuen Blättern entstehen einfache, weichhaarige Dolden mit unscheinbaren Blütenknospen, die sich so allmählich erschließen, daß man an einer Dolde neben völlig abgeblühten und in Blüte stehenden auch im Aufblühen begriffene Blumen und noch ganz unentwickelte Knospen findet. Trotz ihrer Schmucklosigkeit locken die einfachen grünlichen Blütchen mittels eines durchdringenden, an Heringslake erinnernden Duftes und der dünnen, auf dem Fruchtknoten offen daliegenden Honigschicht zahlreiche Besucher an, vorwiegend Fliegen der verschiedensten Gattungen, die auf dem blühenden Epheustock bisweilen den Eindruck eines summenden Bienenschwarmes machen. So ist der Spätsommer und der Herbstanfang die hohe Zeit des Epheus. Die Frucht ist eine fünffächerige Beere, welche 2 bis 5 Samen enthält und erst im folgenden Frühling völlig ausreift. Sie hebt sich durch schwarze Färbung vom grünen Laube vortrefflich ab und wird, da es alsdann noch an Futter mangelt, von den Vögeln gern gefressen. Zum Dank setzen sie die Samenkörnchen an dunklen, feuchten, die Keimung fördernden Orten ab.

Araliengewächse, Araliaceen. Kl. V. Holzgewächs. August – Oktober.

 


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