Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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5. An J. G. Zimmermann

Franckfurth d 16ten Febr. 1776

Lieber Herr Leibmedicus! Ihr lieber Brief machte mir von der einen seite viel Freude: Aber, aber, das was ich an Ihnen in Spaß schrieb, ist also nicht gantz ohne grundt, Sie sind nicht gesundt, glauben Sie mir, ich bin von Hertzen drüber erschrocken. Gott im Himmel! Wie kommt ein so Vortrefflicher, geschickter, Freundlicher, herrlicher, Lieber Mann zu der Verdamten Kranckheit? Warum just an die brauchbarsten Menschen, ich kenne eine menge Schurcken, die solten Kranck seyn, die sind ja doch der Welt nichts nütze, und mann hat von ihrem Wachen oder Schlaffen nicht den geringsten nutzen. Lieber bester Freund! Wollen Sie von einer Frau einen Rath annehmen, die zwar von der gantzen Medicin nicht das mindeste versteht, die aber doch Gelegenheit gehabt hat, mit vielen Menschen in genauer Verbindung zu stehn, welche von diesem Übel geplagt wurden. Die Veränderung der gegenstände War immer die beste Cur, da braucht mann nun nicht eben 30 Meilen zu reißen, wenn man nur aus seinen vier Mauren komt, nur nicht zu Hauß geblieben, so sauer es gemeinilich denen Krancken ankomt, in die freye Luft, aufs Landt, unter Menschen gegangen die man leiden kan, und alle schwartze Gedancken dem Teufel vor die Füsse geschmissen, dieses Mittel hat Docter Luther schon probatum gefunden, und in seinen herrlichen trost Briefen dem Spaladinus seinem Vertrauten Freund angerathen. Folgen Sie also bester Mann dem Rath einer Frau, das thut Ihrer großen Gelehrsamkeit keinen schaden, gab doch ehmals ein Esel einem Propheten einen guten Rath. Den Ducaten habe richtig erhalten, aber Lieber Freund Sie haben mir zu viel geschickt, ich habe ja nur 3 f 24 xr ausgelegt, ich wills aufheben, es wird sich schon eine Gelegenheit finden daß ichs Ihnen verrechnen Kan. Gott lob daß die Schlossern sich besser befindet: Wer war aber ihr Helfer? Wem hat sies zu dancken? nechst Gott gewiß niemandt als unserm theuren Zimmermann. Das Zeugnüß von Wielandt Liebe gegen meinen Sohn, das Sie die Freundschafft hatten, mir mitzutheilen freute mich hertzlich; das ist nun einmahl das glückliche Looß von Docter Wolf, daß ihn alle Leute lieben denen er nahe kommt, das ist nun freylich gantz natürlich, er hat ein gutes Hertz, liebt seine mitmenschen, sucht wo er hinkommt Freude zu verbreiten, mann sieht in der Nähe nur den Menschen Freund, und vergießt gerne den Satiren schreiber. Daß Ihre Liebenswürdige Jungfer Tochter noch an uns denckt, und sich wohl und vergnügt befindet, war auch eine Nachricht nach meinem Hertzen: erlauben Sie, daß ich mir die Freude mache und die Zahl meiner Kinder durch dieselbe vermehre, dieses süße liebe Mägdgen kommt in gute Gesellschafft, auser denen Zwey die unter meinem Hertzen gelegen, habe ich das Glück noch viele Söhne und Töchter zu haben, als da sind, die zwey Graffen Christian und Friedrich von Stollberg, Lavater, Wieland, von Knebel, von Kalb, Demoiselle Fahlmer, Delph, von Wreden u.s.w. und da meine liebe Tochter Zimmermann den Seel und Leib erfreuenden Mutter Nahmen leyder schon lange nicht mehr nent, so hoffe ich Sie nimbt meinen Vorschlag an, um nur den Nahmen nicht gantz zu verlernen. Mein Lieber Mann Empfiehlt sich Ihnen und meiner Lieben Tochter aufs beste. Behalten Sie uns in gutem Andencken und seyn versichert daß wir sind, biß ins Grab, ja noch drüber hinaus Ihre wahre und Aufrichtige Freunde

C. E. Goethe.

N. S. Claus kinemundt wird nun bald ankommen, die Wege sind freylich jetzt schlimm aber gemach kommt mann auch weit.

Noch eins, es ist wieder aus dem Gehirn des Docter Fausts etwas in der Welt erschienen, ist gedruckt zu haben, und heist Stella.


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