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Katharina Elisabetha Goethe

Briefe – Band I

137. An Unzelmann

Leßen Sie dießes vor sich gantz allein – Mann ist an dem Ort wo Sie aus ungegründeter Furcht nicht nocheinmahl hingingen wie Sie doch versprochen hatten sehr über Ihnen erzörnt – Es wird von Ihnen Satisfation begehrt werden, worinn sie bestehen soll weiß ich nicht – geben Sie dieselbe, so ist alles verziehen und Sie kommen um die Zeit |:die Sie wißen:| mit Ehren zurück – Thun Sie aber das Gegentheil; so werden Sie in die Zeitungen gesetzt öffentlich beschimpft und ist an keine Rückkehr zu dencken – Hoffentlich werden Sie Ihr bestes in acht nehmen, und nicht Sich und Ihre Freunde in Schande und Unglück bringen. Mann hat ein wachsames Auge auf Ihrer Freunde Coreßpontentz – die Briefe werden also so lange biß alles ausgegliechen und in Ordnung ist unter anderer Adreße auf die Post gegeben – wenn Sie daher an die zwey Freunde die Sie in hiesiger Gegend haben schreiben wollen; so Adreßiren Sie die Briefe an unfern treuen Töffel – bezeichenen aber die Straße wo er wohnt, den er hat der Nahmens Verwandten mehr – Was aber übrigens Ihre hiesige Freunde die Zeit über gelitten haben das laße Ihnen das Schicksahl nie in ähnlichem fall erfahren! Wir ersuchen Ihnen machen Sie die sachen dadurch wieder gut, daß Sie thun was von dem bewußten Ort an Ihnen gefordert wird – sonst sind wir vor Sie – und Sie vor uns auf immer verlohren. Alles andre auf ein andermahl – jetzt ist der Zeitpunct nicht mehr zu sagen und zu schreiben. An dem Ort wo Sie jetzt sind – müßen Sie kein Wort weder von diesem Brief noch von allen möglichen Briefen die da kommen sollen und deßen Inhalt sagen – Leben Sie wohl!

den 22ten Aprill 1788

N. S. Laßen Sie die Auffschrieft an den Töffel von Ihrer Friedericke machen daß mann Ihre Hand nicht sieht.

Inliegendes schicken Sie mir sobald Sie es geleßen wieder zurück.

Diese Coreßpontents fängt nicht sonderlich an – Gott gebe daß sie in der folge beßer wird!