Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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203. An Goethe

den 19ten Decemb. 1793

Lieber Sohn! Schon längst würde ich deine Briefe beantwortet haben – wenn ich nicht gehoft hätte dir von unsern Verkauf Speculationen nähre Nachricht mittheilen zu können – jetzt vernim wie die Sachen stehen. Lippold ist mit dem Abschreiben des Bücher Catalogs biß auf den heutigen Tag noch nicht fertig – freylich sinds 1693 Stück – und da er sonst viel zu thun hat; er ihn auch des verschickens wegen sehr sauber auf Postpapir schreibt – und die Tage kurtz sind – und er sein einziges Auge |: am andern ist er lange blind :| bey Licht schonen muß; so gehts etwas langsam, doch das meiste ist gethann – und bald wird er in deinen Händen seyn. Herr Gogel hat die Weine probirt – hat davor 7500 f gebothen. Da aber eine Schwalbe keinen Sommer macht, und ich immer hofe noch mehr zu bekommen – so werden sie noch vor den Feyertagen von Herrn Peter Dorville probirt werden – hernach kommt die Reihe an Herrn Dick im Rothen Hauß – mann kan ja jedem seine Meinung hören – und doch thun was mann will. Die versprochne 1000 f bekomst du auf allerspästte anfang Mertz – solte es mit den Weinen voran gehen so bekomst dus den Augenblick – Noch hat sich kein schicklich quartir vor Frau Aja presendtirt – es wird sich schon geben – wenigstens habe |: wenn die Bibliotheck und die Weine einmahl fort sind :| mir das Ausziehen sehr erleichtert – Die Boden – die Vorplätze sind von den alten zum theil Wurmstichigen Möbel befreit – ich habe 250 f davor gelößt – und ich dancke dir, daß du mir den ersten Gedancken dazu eingegeben hast. Dem kleinen Mädelein seine Rolle war kurtz – Gott! Erhalt dich und was noch übrig ist. Ohne Zweifel wirst du schon erfahren haben, daß die Max Brentano so geschwind aus der Welt gegangen ist – das war ein harter Schlag – vor Brentano u seine 12 Kinder – auch Mama laroche ist zu beklagen. Der Centner vom besten Reiß 109 Pfund kostest 11-1/2 thaler. Hirbey kommt auch die Rechnung von der Straßen Laterne – Herr Handelsmann Nicolaus Schmidt auf dem Liebfrauenberg hat sie besorgt und wird sich ein Vergnügen machen, auch Weimar damit zu verschönern. Viele Grüße an Herrn Gerning – Vom September – October – November – und December erbitte mir die Modenjournahle – auch was vom Mercur vor mich parat liegt. Lebe wohl! Grüße dein gantzes Hauß von deiner

treuen Mutter
Goethe.


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