Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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20. An Ph. Seidel

Franckfurth, 10. October 1777.

Euer Brief vom 5 October hat uns sehr gefreut, insbesondre daß der Dokter gesundt und guten Houmors ist – Wann Ihr so was schreibt sollen euch vor jetzt und künfftig alle Vagabundereyen verziehen seyn, zumahl der Herr Merck viel guts von euch erzählt hat, und wie hübsch ihr alle sachen von eurem Herrn besorgt und in obacht nehmetet – als ein braver Pursch dörft ihr auch Freude haben, und ich wünsche euch recht viele. Die Reiße von eurem Herrn mag gehen wo hin sie will; so werdet ihr uns doch als im Vertrauen sagen wo Er ist, denn mann kann nicht wissen was als vorfält, daß doch ein Brief zu euch gelangen kan. Von Herrn Wielandt habe gar ein liebes Briefgen erhalten, wo Er mir sagt, daß Er das Christkindgen bey uns holen will, wir freuen uns sehr auf seine Ankunfft. Sagt dem Docter, daß Herr Merck ehestens wegen einer bewusten Angelegenheit schreiben würde, und wie alles gemacht und gehalten werden solle. Der Herr Rath ist immer noch nicht recht wohl, wir brauchen Medicin, laufen spaziren u. s. w. Die Jahre kommen freylich heran, von denen es heißt, sie gefallen mir nicht. Was aber mich anbelangt so bin ich Gott sey Danck frisch und gesundt auch gutes Humors zumahl wenn ich als gute neue Mähr von euch geschrieben bekomme, macht mir also öffters so einen spaß, davor solt ihr auch gelobt und gepriesen werden von allen besonders aber von eurer euch steht gewogenen

C. E. Goethe


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