Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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236. An Goethe

(Mitte December 1795.)

Lieber Sohn!

Hir kommt das gewöhnliche bon bon – unten in der Schachtel – liegt Infanteri und Cavaleri vor den kleinen Augst – Er kan bey den langen Winter abenden sich damit amusiren – in der Entfernung und dem seltenen Briefwechsel kan ich ohnmöglich wißen was dem Kind etwa Freude machen mögte – auch sind größre Spielwercke wegen des Transports zu kostspielig – nehmt also mit dem vorliebt. Die Castanien werden jetzt ersetzt seyn. Vor die Übersendung des Willhelm dancke hertzlich das Intereße steigt; so wie es weiter fort geht – Habe Danck daß du der unvergeßlichen K. noch nach so vielen Jahren ein so schönes Denckmahl gestifftet hast Sie kan dadurch nach Ihrem Tod noch gutes stifften. Ehe ich dieses schließe, will ich nachsehn, wie viele Mercure und Modejournahle mir fehlen es ist lange her daß ich keine bekommen habe. Hir kommt ein Brief davon der Verfasser endweder ein geni oder ein Lustiger Spaßmacher ist – ließ nur meine Adreße! Hir ist jetzt alles ruhig und still – wir haben eine gantz kleine Besatzung von Kayerlichen und die fernen Nachrichten lauten noch immer sehr gut – Ich bin gesund vergnügt und frölig – es gefält mir täglich im neuen Logi beßer und beßer – wie konte ich nur 46 Jahr auf dem Hirschgraben wohnen!! No. 7. 8. 9. 10. 11. 12. fehlen vom Mercur und vom Modejournahl also &frac12; Jahr schicke sie mit Gelegenheit und wens dir gemächlich ist. Dencke im Mertz werde ich Urgroßmutter!! Da will ich Respeck von allen Menschen |: und zwar mit recht :| fodern – Louise beklagt sich über deine Unoncklichkeit du hättest Ihr nicht geantworttet – Wir sind freylich so in alle 4 Winde zerstreut das es beynahe heißt – wer ist meine Schwester u.s.w. Dem allen ohngeachtet bin ich doch vors zusammen halten – denn so kommen wir doch nicht wieder zusammen. Gott! Segne dich im Neuen Jahr – Er laße Seine Lieb und Güt um – bey und mit dir gehn was aber ängstest und betrübt gantz ferne von dir stehn Amen.

Deine treue Mutter
Goethe.

N. S. Herr Stock danckt dir recht hertzlich vor den überschickten Willhelm. Er war sehr kranck und läßt sich deßwegen |: weil Er immer noch schwach ist :| durch mich endschuldigen daß Er nicht selbst geschrieben habe.

Gestern wars du die Ursach eines sehr vergnügten Tages – die Elise Bethmann gab verschiedenen großen Musick Künstlern ein Dine nach Tische setzt sich der eine an's Forto piano und singt mit der herrlichsten Stime: kents du das Land wo die Citeronen blühn? das war etwas auserordtenliches – der Ausdruck dahin dahin hat bey mir ein Gefühl zurück gelaßen – das unbeschreiblich ist – die Sophie Bethmann soltet du diese Worte declamiren hören – ich versprach es dir zu schreiben – und in aller nahmen zu dancken – und thue es hiemit. Gott! Segne dich im Neuen Jahr Amen.


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