Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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80. An die Herzogin Anna Amalia

Durchlauchdigste Fürstin!

Schon längst würde ich Dero gnädiges Schreiben vom 20 October beantwortet haben, aber viele Geschäffte die sonst der Vater besorgte, und die mir nun allein über dem Hals liegen, haben mich dran gehindert. Dem Himmel sey Danck! Daß doch ein Transport von Trauben glücklich angelandet ist – Ich wäre sonst gantz untröstlich gewesen – es bleibt eben immer eine böße Frucht zum verschicken – Ewig schade ists, daß Ihro Durchlaucht diesen Herbst nicht hir waren, denn so einen Seegen haben die älsten Menschen sich nicht erinnert. Aber es ist ebenfals schade, daß Frau Aja nicht bey dem herrlichen Chinesischen Fest, das der Frau Marckgräffin von Bareyth zu Ehren gegeben worden gegenwärtig war. Philippus hat mir eine solche entzückende und anschauliche Beschreibung da von gemacht, Daß die bloße Erzählung, mich mit Freude und Wonne erfült hat – In dieser Werckeltags Welt, kan mann freylich nicht alles beysammen haben, und ein jeder muß schon mit seinem Looß zufrieden seyn – den mit murren, und knurren bringts niemand um ein Haar weiter, und das Schicksahl dreht seine Maschine, ob wir lachen, oder greinen – Darum wollen wirs mit unserm bißgen Leben auch noch gantz gut betreiben, uns ohne die größte Noch keinen trüben Tag machen – hübsch in Zucht und Ehren lustig seyn – ins Freytags und Mittwochs Concert gehen – und sonst den Winter über manchen gespaß haben. Freylich hat Weimar auf unsere Freud und Leid den größten Einfluß – Haben doch Ihro Durchlaucht die gnade und helfen mitdazu daß mein Sohn den Winter in der Stadt eine Wohnung bekomt – So oft wir hir schlimme Witterung haben |:wie eben jetzt der Fall ist, da des Regens kein Ende werden will:| so fält mirs schwer aufs Hertz, daß der Docter Wolf in seinen Garten gehn muß, daß allerley Übels draus entstehen kan u. s. w. Ihro Durchlaucht! werden Frau Aja unendlich verbinden, wenn Sie ihr diesen Hertzendruck helfen wegnehmen. So eben erhalte den Mercur vom Lieben Gevatter Wieland – Haben doch Ihro Durchlaucht die Gnade, und grüßen Ihn rechthertzlich von mir – den Er ist nun einmahl mein Bester Gevatter, Freund, und Sohn – und das Vergnügen das ich im Winter 1777 von Seinem hirseyn hatte – wird keine Zeit aus meinem Hertzen auslöschen. Der Lieben Freulein Thusnelde bitte doch auch in meinem Nahmen, viel schönes und gutes sagen, unter anderm, daß meinem Machwerck nur noch die Blicker, und der Schlagschatten fehlt – so dann ists fertig – und macht zuverläßig noch in diesem Jahr seine Aufwartung, bey meinem werthgeschätzten Freulein. Ich empfehle mich unserer Besten Fürstin, zu fortdauernder Gnade, und verbleibe

Durchlauchdigste Fürstin!
Dero
Unterthänige treugehorsambste Dienerin
C. E. Goethe

Franckfurth d 16 Novembr 1781

N. S. Den Augenblick erhalte Freulein Thusneldens Brief nebst einlage – Tausend Danck davor, und bald von Frau Aja ein mehreres.


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