Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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52. An die Herzogin Anna Amalia

Den 29ten Oktober 1779

Durchlauchdigste Fürstin!

Die Commision wegen der Wandleuchter habe so gleich damahls als Herr von Einsidel mir sie auftrüge besorgt – Tabor ließe sagen wenn ich noch etwas warten könte, so hätte ich hernach die aus wahl, denn Er bekäme einen neuen Transport – Gestern als ich Dero gnädigstes schreiben erhielte schickte den Augenblick hin – da die Wandleuchter nun von verschiedner höhe und breite sind, so hat Er mir versprochen noch heute das maß wie auch die preiße zu zuschiken – erhalte ich alles zu rechter Zeit, so sols mit der heutigen Post noch fort, wo nicht so komts doch mit nächstem Posttag – Denn die Befehle und Aufträge von Unserer Größten, Besten Fürstin sind mir zu heilig und zu theuer um sie nicht mit der äussersten Geschwindigkeit zu vollziehen. Unser Sohn hat an Mercken einen gar guten Brief geschrieben, welchen Er uns zum durchlesen zuschickte. Himmel! Was vor Städte, Dörfer, Flecken – Berge, Thäler, Gründe u.s.w. haben Sie in denen 5 wochen nicht schon alles bereißt und gesehn, das wird eine herrliche Erzählung werden – Was aber über alles geht, ist, daß der Häschelhanß schreibt, das Wetter wäre wie im hohen Sommer, und nur einen einzigen Tag hätte es geregnet – Auch befänden Sich unser Theurester Fürst überaus vergnügt und wohl – desgleichen die gantze Reiße gesellschafft – Gott sey Tausendtmahl Danck davor. Daß es uns auf die Rückreiße gantz unendlich verlangt werden Ihro Durchlaucht gerne glauben. Niemahls habe ich denen Feen ihre Macht und Gewalt beneidet als jetzt, da wir den Besten Fürsten zurück erwarten – Himmel und Erde! wenn ich nur auf diese Zeit die Fee Urgande wäre – was solte mein Hauß vor ein Palast seyn! Gold, Demandten Perlen alles wolle ich mit dem besten gusto anwenden, auch solten Sänger und Sängerinnen bey der Hand seyn wogegen sich die Mara verkriechen müßte. Doch die Götter im hohen Olimp laßen sich den guten willen wohlgefallen und die Götter auf Erden |:zumahl wenn Sie Carl Augste sind:| thun des gleichen, dieses beruhigt Frau Aja gantz und gar. Tabor schickte mir 3erley sorten Wandleuchter von unterschiedner größe und also auch von verschiedenen preißen, sie haben in der mitte spiegel und sind zumahl der 9 gulden das stück kostest sehr schön – ich hätte gern Zeichnungen davon gehabt, um sie Eurer Durchlaucht zum ansehen zu überschicken, da er mir das aber als eine ohnmöglichkeit vorstellte; so bleiben zwey wege übrig – der erste, daß ich die 3 Wandleuchter auf dem Postwagen Ihro Durchlaucht zum ansehn schicke, oder ob ich sie dem Herrn Herzog zur auswahl vorstellen soll – denn da sie sehr verschieden sind z. E. einer mit Farbigem gold mit einem Blumen körbgen – der 2 und 3 wieder anders; so kan ich sie vor mich ohnmöglich wählen. Ihro Durchlaucht befehlen mir also wie ichs machen soll, so soll alles mit dem größten eifer betrieben werden, von

Dero treugehorsamten Dienerin
C. E. Goethe


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