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Durchlauchdigste Fürstin!
Alles alles legt es drauf an, Frau Aja gantz glücklich zu machen – Dero letztes gnädiges schreiben an mich, das so vortrefflich, so herrlich, so liebevoll, so gantz dem Hertzen Der größten und Besten Fürstin ähnlich ist, machte mich so vergnügt, daß jedermann, besonders meine Montags Gesellschafft meinen Rosenfarben Humor bewunderten und große Freude ob meinem thun und wesen hatten, dieses geschahe Montags. Dinstags kam die Post aus der Schweitz, und brachte mir einen Brief |:von wem glauben wohl Ihro Durchlaucht?:| von Unserm gnädigsten und Besten Fürsten selbst eigenhändig geschrieben an Frau Aja – und was vor ein Brief, und in was vor ausdrücken! Glückliche! und abermahls Glückliche Fürstin! die der im argen liegenden Welt einen solchen Fürsten Sohn gegeben und geschenkt hat. Gott erhalte und seegne Ihn, und Die die Ihn gebohren – und alles Volck soll sagen Amen.
Der Brief von Unserm Besten Herrn Herzog ist den 2ten Oktober in Basel geschrieben – Sie waren die gantze Reiße über gesundt und überaus vergnügt – Wie wir uns auf die Rückkunfft freuen kan ich nicht beschreiben Zeit und weile wird mir unendlich lang biß ich den Besten Fürsten wieder in meinem Hauße auf und nieder wandlen sehe. O! Hauß! was ist dir vor Heil wiederfahren!!! Von Emmedingen habe ich von Schlosser und seinem Weib auch einen Brief erhalten der uns Leib und Seele erfreut hat – der Anfang und das Ende ist aber immer unser gnädigster Fürst, der meinen Emmedinger Kindern auch die gnade erzeigt hat unter ihrem Tach einzukehren und mit ihrem Bürgerlichen thun und Wesen vor liebt zu nehmen. Häschelhanß habe ich zu seinem vortheil sehr verändert gefunden Er sieht gesunder aus und ist in allem betracht Männlicher geworden, seyn Moralischer Carackter hat sich aber zu großer Freude seiner alten Bekandten nicht im geringsten verschoben – alle fanden in Ihm den alten Freund wieder – mich hats in der Seele gefreut wie lieb Ihn alles gleich wieder hatte – den Jubel unter den Samstags Mädel, unter meiner Verwandt und Bekandschafft, die Freude meiner alten Mutter u. s. w. wie alle Welt nun auch des Goethe Seinen Herzog sehen wolle, wie meine Wohnstube immer voll Menschen war, die mit Schmertzen warteten biß Ihro Durchlaucht die Treppe herunter kämmen – wie der Beste Fürst voll Freundlichkeit in die Stube tratt, Sich von allen beschauen ließ, mit einem und dem andern redete, wie alle Anwesende froh und frölig waren u. s. f. Eine Chronick müßte ich schreiben und keinen Brief, wenn ich Ihro Durchlaucht das alles berichten wolte, was sich in den 5 glücklichen Tagen bey uns zugetragen hat – es waren eben Feyer und Freuden Tage deren uns Gott mehrere gönnen wolle. So sehr ich mich auf die Rückkunft freue, so komt der fatale gedancke des Abschieds nehmen wie ein Pfeil ins Hertz geflogen – ich will aber gar nicht dran dencken und mir meine Freude nicht verderben – Auch wäre es Undanck garstiger schwartzer Undanck wenn mann nur noch das geringste verlangen wolte. Diese große Freude kam so von ohngefähr – wer weiß was uns übers Jahr blühet – Erfahrung bringt Hoffnung – Hoffnung läßt nicht zu schanden werden. Johann Caspar Bölling danckt unterthänig vor das gnädigste Andencken – findet Sich übrigens wohl und hat an der Erscheinung seines Freundes Goethe sich weidlich gelabet. Den Brief an unfern Herrn Herzog habe so gleich nach Basel spedirt. So wie die Hoffrath Schlossern schreibt, zeichnet Herr Geheimde Rath Goethe mächtig schöne gegenstände, Er wird also viel gutes mitbringen. Die Rückreiße und alles was ich sonst erfahre, werde immer so gleich an Ihro Durchlaucht einberichten. Der Vater |:dems gar wohl und sonderbahr zu muthe ist:| empfiehlet sich zu gnaden – Was die glückliche Frau Aja betrieft, so hofft sie in aller Unterthänigkeit sich ferner des gnädigsten Andenckens von der Größten und Besten Fürstin rühmeu zu dürffen – In dieser Hoffnung habe die gnade mich ewig zu nennen
Ew: Durchlaucht
unterthänigste
treugehorsamste Dienerin
C. E. Goethe.
Franckfurth den 8ten October 1779
N. S. Wollten Ew: Durchlaucht die gnade haben, und Freulein Thusnelde freundlich grüßen – Desgleichen auch den Lieben gevatter Wieland.