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den 15ten Mertz l793
Lieber Sohn! Es ist Raum genung in der Frau Aja ihrem Häußlein, kome du nur – freylich mußt du dich mit dem zweyten Stockwerck begnügen – aber einem Mann der eine Cammpangne mitgemacht und dem die Erde sein Bett und der Himel sein Zelt war, verschlägt nun so was nichts – Übrigens sols an nicht fehlen was zur Leibes Nahrung und Nothdurft gehört. Ich habe jetzo eine sehr brave Einquartirung – und ich rechne es mir vor ein wahres Unglück, daß sie in ein paar Tagen fortgeht – was ich hernach bekomme muß in Gedult erwartet werden. Aber daß der König die Meße |: wie mann mich gestern vor gegewiß versichert hat :| hir bleibt das ist mir und der gantzen Stadt ein wahres Jubelfest – den so wie der König von uns allen geliebt wird, ist wohl schwerlich noch ein Monarch geliebt worden – wenn Er einmahl weg geht; so weine ich dir gewiß 8 Tage, und vergeßen wird Er von uns allen Zeitlebens nicht. Den andern Monath wird es nun wahrscheinlich über das bedauerungs würdige Maintz hergehen! Wir können Gott nie genung dancken, daß wir noch so zu rechter Zeit von den den Freiheits-Männern sind befreit worden! Wenn wir sie nur nicht wieder zu sehen kriegen! Gantz bin ich noch nicht beruhigt, so lange Maintz – Worms und Speier in ihren Händen und sie nicht über den Reihn gejagt sind; so lange ists imer noch so, so. Alles was nun noch zu sagen wäre – wollen wir aufs mündliche erzählen verspahren – denn ich schwatze ohnehin lieber als ich schreibe – Herr Gerning läßt sich dir bestens empfehlen – und freut sich einen Brief von dir zu erhalten. Lebe wohl! Gott! Schencke uns eine fröhliche Zusammenkunft! Dieses
wünschet hertzlich
deine
treue Mutter
Goethe