Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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92. An die Herzogin Anna Amalia

Franckfurth d. 24ten Mertz 1783

Durchlauchdigste Fürstin!

Vor die Übersendung der zwey vortrefflichen Cantaten, dancke unterthänigst; sie haben mir sehr wohl gefallen – doch wenn auch in dem beglückten Weimar nichts von Geistes producten zum Vorschein käme, wo den sonst??? Sind den weit und breit so viele herrliche Menschen beysammen? Wo sind mann denn die Höffe, die von solchen Herschafften Regirt werden – Wo trieft den das just eben so zu, daß Mutter und Sohn einerley Fürstliche und wahre große Gesinnungen haben – Die das Verdinst wo Sie es finden emphor heben – auf den Leuchter stecken – ists also ein Wunder wen das Licht leuchtet! Theureste Fürstin! Diß ist das wahre Bild, aller der glücklichen Menschen, die die Gnade haben in Dero und Unseres Besten Fürsten Dinsten zu stehen. Mich verlangt sehr auf meines Sohns Darma – Der Himmel gebe sein Gedeihen, daß auch Er, zur Verherrlichung dieser frohen Zeit, etwas Leib und Seele erfreundendes hervor bringen möge! Seidel hat mir die Weimarer Zeitung überschickt, wo der Kirchgang von der Durchlauchdigsten Frau Herzogin gar schön und feyerlich beschrieben ist – Auch habe ich das Versprechen, alles was sonst noch merckwürdiges pasirt ist zu erfahren, worauf ich mich zum voraus freue. Ich empfehle mich meiner Theuresten Fürstin zu fernerem Gnädigstem Andencken, und verbleibe

Durchlauchdigste Fürstin
Dero
unterthänigste treugehorsambste Dienerin
Goethe


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