Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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78. An die Herzogin Anna Amalia

Durchlauchdigste Fürstin!

Zwey Schachtelen mit Trauben werden ehestens bey Ihnen eintreffen – Der Himmel verhüte nur daß es keinen Most gibt – Auf die, so heut mit dem Eissenacher Postwagen abgegangen – verlangt michs am meisten zu erfahren, ob sie glücklich angelandet ist – dann wenn das wäre wann das anginge; so könten Ihro Durchlaucht alle Woche Trauben haben, so lang sie dauren. Die andre Schachtel hat Herr Streuber von Eißenach mit genommen und will sie von Eissenach aus, durch einen Amts boten biß nach Weimar tragen laßen – aus der Ursach durfte die Schachtel auch nicht so gar groß sein. – Weil wir nun nicht immer einen Herrn Streuber und einen boten bey der Hand haben; so wünschte gar sehr, daß der Postwagen sich gut aufführen mögte. Noch ein umstand macht mich vor die armen Trauben fürchten – Wir haben hir seit 12 tagen nichts wie Regenwetter, und zwar güße wie Wolckenbrüche – also konten sie nicht gantz trocken seyn – Ich wils abwarten, und das beste hoffen. Ihro Durchlaucht sehen wenigstens meine bereitwilligkeit Dero Order immer auf das geschwindeste zu befolgen. Daß die Durchlauchdigste Frau Kindbetterin Sich wieder in hohem Wohlseyn befinden – davor dancke ich Gott von Hertzen – Es wird schon alles noch gut gehen – und mein Festein das ich zu geben willens war – wird doch noch in großer Pracht vollzogen werden Amen. Daß Herr Goethe gut und lieb ist, freut mich sehr – wollen Ihro Durchlaucht die gnade haben, Ihn recht hübsch von Frau Aja zu grüßen. Diese Meße brachte außer den verschiedenen gauckelern Commediandten u.s.w. auch schöne Geister in unser Franckfurth. Der vornehmste drunter war ohne allen Zweifel, Herr Sebaldus Nothancker – Er machte mir eine Visite nebst Herrn Merck – Wer diese zwey nicht beysammen gesehen hat, hat nichts gesehen – das behaubte ich. Sie scheinen überaus gute Freunde zu seyn – O Jemine! O Jemine!!! Vergangenen Montag war ich in Gesellschafft Herrn Streubers, seiner Frau und übrigen Familie, bey Demoiselle Schmidt zum Abendeßen – daß Weimar unser Anfang Mittel und Ende war, können Ihro Durchlaucht leich dencken – Ich empfhele mich, unserer Besten Theuresten Fürstin zu fortdauenter Gnade und Liebe und verharre

Durchlauchdigste Fürstin
Dero
Unterthänigste treugehorsamste Dienerin
C. E. Goethe

Franckfurth d 28ten September 1781


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