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den 9ten Merz 1794
Lieber Sohn! Hir kommt das Türckische Korn wünsche daß es wohl gerathen und gedeihen mögte. Ich habe so ein drängen so ein treiben in meinem inneren – die Gedancken und Ideen jagen sich so untereinander – wie die Knaben wenn sie Jägers spielen! Sie dir alle zu erzählen würde mich im Schreiben, dich im Lesen ermüden – 14 Tage erwarte ich schon einen braven von Freund Stock mir vorgeschlagenen Werckmeister – der mein Wohnhauß von untenan, biß oben aus besichtigen und aldenn sagen soll was es ungefähr werth seye – ehe das geschehen ist – habe ich keine feste Gewißheit im fordern – 20000 f hat es der Vater mit sambt den Möbeln ehedem geschätzt – wollen hören was der Mann sagen wird – ja wenn die Ohnehoßen wieder zu Hauße wären – das wäre freylich ein ander Ding – Verschleudern thue ich es nun gewiß nicht – und den gantzen Verlauf solst du erfahren – die Gebrüder Thurneißen haben das große Hauß dem Braunenfelß gegenüber das dem Adlichen Hauß Frauenstein gehört – gantz |: der Meßläden wegen:| gemithet – Thurneiß hat mir eine Wohnung darinnen angebothen – ich liebe aber die Lage nicht – der Roßmarck oder die Gegend der Hauptwache muß es seyn – So eine art von Hoffnung habe ich – in dieser mir so sehr am Hertzen liegende Gegend meine noch übrigen Tage zu verleben – aber die Sache ist noch im brühen – und nicht gantz klahr – Summa Summarum es ist eben noch nichts im klahren – müßen es mit Gedult erwarten – biß sichs aufklährt. Übrigens befinde ich mich wohl – habe biß auf den heutigen Tag – meinen alten krancken Obersten noch im Hauß müßen eben froh seyn daß es nicht ärger ist – doch mir gefallen so wenig wie dem Eulenspiegel die großen Glücksfälle – wenn mann ein Bein bricht – ists ein großes Glück – das es der Hals nicht war u. s. w. Lebe wohl! Ich schreibe bei Licht – und das amusirt mich nicht – bald ein mehreres von deiner
treuen Mutter.
N. S. muß auch noch Nachtlichter vor heute – vor den krancken Hermann machen.