Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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64. An Großmann

Lieber Herr Gevatter! Schon wieder eine Angelegenheit! Es wird nehmlich um die Loge No. 9 weidlich gezanckt – Die Streitenten Parteien sind, Frau Bettmann Metzler, Frau Bernus, und Frau Rath Goethe eines theils, Contra Herrn Behrnhard von Offenbach andern theils. Frau Bettmann behaubtet, daß Sie diese Loge schon vorige Meße bey Herrn Helmuth, und dem Scheideweiler bestelt habe – In dieser gewißen Zuversicht suchte Sie nun Abonenten, und Frau Bernus und ich sagtens Ihr gleich zu. Nun kommt Bernhard und will die nehmliche Loge auch haben – Frau Bettmann beruft sich auf Ihr älteres Recht und will weil Ihre Schwägerin, die Bettmann Schaffin die Loge No. 8. hat absulut keine andre nehmen – Ferner führt Sie zum besten Ihrer sache an, daß Sie, und die gantze Bettmannische Familie vor und nach der Meße niemahls fehlen, da hingegen Bernhardt nur die Meße käme, und Sie überhaupt die Loge gleich nach der Ostermeße, bey Herrn Helmuth bestelt hätte. Ich bin in der sache unparteiisch, ich werde wohl zum Lachen und Greinen ein Eckelgen finden, und die Bernus mögte auch zusehen, wie Sie zurecht käme – Aber Lieber Herr Gevatter! Um Ihnen ists mir zu thun – Die Bettmänner haben großen einfluß in hisiger Stadt, und die vielen Fremden die die Meße über bey Ihnen aus und eingehen, macht auch etwas aus, die den doch allemahl auch einigen einfluß haben. Da nun noch überdiß Nr. 10 nicht vergeben ist; so könte Herr Bernhardt meiner Meinung nach wohl damit zufrieden seyn. Herr Helmuth dürfte nur bezeugen, daß die Loge No. 9. an Frau Bettmann durch Ihn schon wäre versprochen gewesen, daß aber Scheideweiler nichts davon gewußt hätte. Jetzts überlegts lieber Herr Gevatter! Antwortet nur mit zwey Zeilen – denn die Bettmännin ist so krittlich wie ein Kind das zahnt. Übrigens freue ich mich recht sehr Sie und alles was Sie mitbringen wieder zu sehen. Leben Sie wohl! Ich bin immer

Ihre wahre Freundin
C. E. Goethe.

den 27ten Augst 1780


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