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Durchlauchdigste Fürstin!
Also haben Sie, Beste und vortrefflichste Fürstin! meinen Sohn an seinem Geburths tag so hoch geehret: wie schmeichelhafft Der gantze Plann die gantze Ide auch vor Frau Aja ist können Ihro Durchlaucht Sich leicht vorstellen. Aber so was, gedeihet auch nur in Weimar, wird auch da nur reif wo Fürstinnen, wie unsere Amalia die Hand mit im Spiele haben. O könte ich nur so glücklich seyn, eine solche Haupt Freude mit anzusehen! Theureste Fürstin! Desto wärmer, inniger und größer ist mein Danck, daß Ihro Durchlaucht die gnade haben, mich doch immer auch was davon genißen zu laßen – wäre ich nur im stande dagegen auch mit etwas Hertzerfreunenden aufzuwarten – Aber du lieber Gott! So gut Wein und Früchte |:besonders in diesem Jahr:| bey uns gedeihen, desto stupider werden die Menschen um mich herum – Ich habe diese Meße die deutlichsten proben davon – Unsere vorige Schauspieler konten mit Hammlet, Emilia Galotti, Minna von Barnhelm u.s.w. auf keinen grünen Zweig kommen, und nur noch Gestern trug dem jetzigen Nahmens Böhm, ein hertzlich dumes Ballet über 1000 gulden ein – Besonders aplaudirten meine Lands Leute die Teufel, die mit dem brenenden Werg so gut umzugehen wusten, daß kein Unglück damit geschahe – Auch waren die Furien gar schön frisirt – und Satan und Adamelech sahen auch gar nicht bitter aus – Mit einem Wort, es war eine Hölle die sich gewaschen hatte. Tante Fahlmer, hat mich mit einem Mädelein abermahlen zur Großmutter gemacht – es solte über alle gewalt ein Knabe werden und Henrich heißen – ging aber vordießmahl nicht an – Gibt nur Gott der Frau Herzogin von Weimar einen Printzen – So mag die Schlossern meintetwegen noch 10 Töchter bekommen, es sterben keine Lehen aus. Es ist jetzt wieder ein solches Gewirre und Geschwire in Franckfurth, daß einem der Kopf Sumst – unter den vielen Fremden, war auch die berühmte Herzogin von Kinston – Sie wiegt zuverläßig ihre 300 [?Pfund]. Ich habe mein gantzes unterstes Stockwerck besonders meine Wohnstube; so schön aufgetackelt und ausgeziehrt, daß der prächtige Tisch welchen mir Ihro Durchlaucht verehrten ohne schamroth zu werden drinnen paradiren darf und auch wircklich als mein Arbeitstisch sitz und stimme an meinem gewöhnlichen platz genommen hat – was Basen und Gevatterinnen alles drüber fragen und Resoniren, wäre freylich werth nach gevatter Wielands Manier erzählt und dagestelt zu werden – Dieser Brief ist ein wahres Quotlibet, dran ist die verdamte Meße schuld – Da komt nun gar die politica Delphin – glaubte gantz gewiß Herrn Goethe hir zu finden – fande Ihn aber nicht – macht darob ein Gesicht wie eine Nachteule u.s.w. Heute wird Agamenon – Clyremnestra – und Gott weiß wer noch alles mehr ermordet – und das hübsch nach dem Tackt – es mag wohl lustig werden – wollens beschauen. Nun der Himmel laße mich bald gute Nachrichten von Weimar hören! Niemand, auch nicht der getreuste Unterthan soll in der Freude und in dem Jubel Diejenige übertreffen die mit tiefster Erfurcht sich unterzeichnet
Durchlauchtigste Fürstin
Dero
Untertänigste treu gehorsambste Dienerin Goethe.
den 14 September 1781
NS. Den Augenblick erhalte die Nachricht von meinem Sohn – von der Niederkunft der Herzogin – Das ist ein gutes Unglück das – allein kommt. Wo zwey Prinßinnen hergekommen sind – kommen wohl auch Printzen nach – zumahl in einem alter von 22 Jahren. Gantz anders war die Probe von dem alten 70 jähigen Herzog von Meinungen – eins – zwey – drey Printzeßinnen und doch noch zwey Söhne – – Indeßen bin ich verstimt – so verstimt – daß ich kein Wort mehr schreiben kan.