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Katharina Elisabetha Goethe

Briefe – Band I

25. An Lavater

Franckfurth d 26ten Juni 1778

Lieber Sohn! Der Docter hat uns von Weimar aus den 4ten theil der Phisioknomick zugeschickt, aber ohne kupperstich, wir sollen uns deswegen |: wie Er sagt :| an Euch wenden. Also lieber Lavater die kupperstiche zum 4ten theil. Es ist uns leid daß wir Euch so oft beschwerlich fallen müßen, aber defecte Bücher hat man doch nicht gerne, und Phisioknomick ohne kupper was wäre das – Gerne schriebe ich Euch viel und mancherley – aber vor heut ists nicht möglich – nur so viel, daß wir wieder einmahl in diesem Erdeleben frohe Tage gehabt haben, die Herzogin Mutter war bey uns. Ich halte nichts vom loben u preisen mann muß allemahl die sache selbst sehen, alles andre ist leidiges gewäsch – also sage ich Euch weiter nichts als daß wir froh waren. Der Docter ist Gott sey Danck wohl und vergnügt. Dancket doch ja Kauffmans Frau vor Ihr liebes Briefelein, ich werde Ihr auch bald schreiben. Eure liebe Frau von der mir noch heute ein gewißer Herr Reinwald so viel guts gesagt hat, grüßt Sie doch Tausendtmahl das liebe gute weib, Küsset Eure Kinder, bleibt unser Freund, so wie Ihr wißt, daß wir sind biß ans Ende unsere Tage Eure wahre Freunde.

C. E. Goethe