Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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125. An Fritz von Stein

Fr. den 17. Dezember 1786.

Lieber Sohn! Hier schicke ich Ihnen ein Christgeschenk um sich meiner beständig zu erinnern, ja, lieber Sohn, thun Sie das, gedenken Sie an eine Frau, die sich immer noch mit Vergnügen die Zeit zurückruft, wo wir so manchen frohen Tag zusammen lebten – nur schade, daß Alles so schnell vorübergeht und daß die Freuden des Lebens immer auf der Flucht sind, – darum soll man sie ja durch Grillen nicht verscheuchen, sondern sie geschwind haschen, sonst sind sie vorbei und eilen und schlüpfen ins Eia Poppei! – Wissen Sie denn noch immer nicht, wo mein Sohn ist? das ist ein irrender Ritter! nun er wird schon einmal erscheinen, und von seinen Heldenthaten Rechenschaft ablegen, – wer weiß wie viele Riesen und Drachen er bekämpft, wie viele gefangene Prinzessinnen er befreit hat. Wollen uns im Voraus auf die Erzählung der Abentheuer freuen und in Geduld die Entwickelung abwarten. – Neues giebt es hier gar nichts; unsere freien Reichsbürger essen, trinken, bankettiren, musiciren, tanzen und erlustigen sich auf allerlei Weise – und da sie das freut, so gesegne es ihnen Gott! Leben Sie wohl, lieber Sohn, und gedenken auch im 1787ger Jahre zuweilen an

Ihre
wahre Freundin
E. G.


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