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Babylonien war immer durch großen Städtereichtum ausgezeichnet. Am südlichsten lag Eridu, direkt an der Lagune des Persischen Meerbusens, nicht viel nördlicher Ur, wo der Erzvater Abraham gelebt haben soll. Daran schlossen sich die Zwillingsstädte Uruk und Larsa und die drei Nachbarstädte Lagasch, Umma und Kesch oder Kisch, alle im Euphratgebiet. Noch weiter stromaufwärts erhoben sich Isin, Nippur und ein zweites Kisch; und diesem gegenüber stand Babel. Etwas südlicher als Babylon befand sich das uralte Borsippa und im Norden Akkad mit seiner Schwesterstadt Sippar. Diese Metropolen, jede von ihnen einst stolze Königin, sind für uns bloße Namen, kümmerliche und rätselhafte Ruinen; und viele von ihnen nicht einmal Ruinen! Und doch bezeichnet jeder dieser barbarischen, kaum aussprechbaren und auf jeden Fall falsch 273 ausgesprochenen Namen ein wildes und tragisches Schicksal, ein buntes und blutiges Blatt in der Chronik des menschlichen Machtwahns. Der heiße Atem der Weltgeschichte hat alle diese Stätten aus dem Gedenken der Menschen hinweggeweht, sie sind nicht bloß in Trümmer, sondern buchstäblich in die Erde gesunken; wo einst ihr schwarzes Gewimmel kämpfte und feilschte, ist Sumpf und Lehm; wo blinkende Turmriesen ragten, flattert die Eule und heult der Schakal. Und so widerfuhr es ihnen allen, einer nach der anderen, und immer wieder erhoben sich neue, bis schließlich diese ganze Welt heimging in die Finsternis des Gewesenen. Denn ihr war versagt, was sie hätte überleben können: der Blitz eines großen Gedankens, der leuchtend durch alle Zeiten gewittert, der Ewigkeitspulsschlag eines großen Gefühls, das alle Erdgeborenen erwärmt und beschwingt. Sie kannte nur einen Traum: zu herrschen; ein vergänglicher Traum, der mit dem Träumer stirbt.