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Den Rausch seiner Feste wußte der Babylonier noch durch Narkotika zu erhöhen. Dem gemeinen Mann genügte das Bier, das er, da darin noch die Gerstenkörner herumschwammen, mit einem Rohr aus dem Tonkrug saugte; Xenophon versichert, der Geschmack dieses Gerstenweins, wie er ihn nennt, sei, wenn man sich einmal an ihn gewöhnt habe, »sehr lieblich«. Schnaps wurde aus allen erdenklichen Früchten bereitet. Wein war ein Luxusgetränk, besonders der »Bergwein«, was soviel bedeutete wie »ausländischer«: von Damaskus, Armenien, Palästina. Wenn der Mensch »Rauschtrank« genossen hat, »schwanken ihm die Beine und er sieht die Dinge mehrfach«; selbst die Götter, die ebenfalls gerne zechen, taumeln und müssen zu Bett gebracht werden. Gegen Betrunkenheit und Kater werden verschiedene Medikamente aus Heilkräutern empfohlen. Es gab allem Anschein nach einen Trinkkomment, und ebenso wahrscheinlich ist es, daß die Babylonier sich auch minder harmloser Rauschgifte bedienten. Wie der Lebensstandard eines Privilegierten beschaffen war, zeigt die tägliche Ration, die einem Priester zugewiesen ist: sechs Sila (zirka zweieinhalb Liter) »gutes Bier« (das vermutlich unserem Doppelbier entsprach), fünf Pfund Brot, ebensoviel an Rindfleisch, Hammelfleisch, Fischen, Geflügel; dazu Gemüse, Mus und Konfekt. Es ist nicht anzunehmen, daß er und seine Familie das alles selber vertilgt haben, sondern es handelte sich offenbar um Naturallöhnung; außerdem bezog er noch Sporteln von den Opfern und Einkünfte aus Ländereien und Hausanteilen, führte also ein recht behagliches Prälatendasein. Sein Tagewerk begann der Babylonier mit »Mus«, einer kräftigen Speise aus Mehl, Dickmilch, Sirup und Öl, dazu genoß er Gerstenbrot, das gewöhnlich in flache Fladen ausgebacken war. Auch für den Rest des 337 Tages bevorzugte er vegetarische Nahrung: Zwiebeln und Knoblauch, Rüben und Rettiche, Gurken und Kürbisse, Kressesalat und Palmkohl, daneben allerlei Obst, das zwischen den Strömen üppiger und in zahlreicheren Sorten gedieh als in Ägypten. Eine besondere Vorliebe hatte er für Gewürze, von denen er ebenfalls vielerlei Arten zog, und für Süßigkeiten: schon zur Zeit Urukaginas (um 2500) verwendeten die Köche ein Spezialrezept für Apfelkuchen. Daß die Pflanzenkost vorherrschte, hat seinen Grund im Klima; andrerseits bildeten die kohlehydratreichen Südfrüchte und Mehlspeisen keine sehr rationelle Ernährung, erklären aber wiederum die weitverbreitete Fettleibigkeit. An hohen Festtagen und in reichen Haushalten gab es auch Fleisch: gebratene Tauben, Gänse und Enten, Ochsen, Schafe und Ziegen, Hasen, Hirsche und Antilopen; als ein besonderer Leckerbissen, den auch Xenophon rühmt, galt der Wildesel. Unaufgeklärt ist die Frage des Schweins: als unrein wurde es höchstens in gewissen Kreisen angesehen, andrerseits hatte es längst als Krankheitsträger Verdacht erregt. Die Flüsse lieferten Fische, Muscheln und Schildkröten, auch eine saftige Schnecke oder ein fetter Großkäfer wurde nicht verschmäht, und auf einem Bild kann man sehen, wie würdevolle Hofköche eine Portion gekochte Heuschrecken, offenbar etwas besonders Delikates, feierlich zur königlichen Tafel befördern. Im Gegensatz zu den Ägyptern, die es erst sehr spät kennenlernten, besaßen die Babylonier das Huhn, den »Vogel, der täglich gebiert«, schon zu Anfang des zweiten Jahrtausends als Haustier; dafür lernten sie die Biene, die im Nilland seit Urzeiten gezüchtet wurde, erst nach 1000 vor Christus kennen: den Honig ersetzte ihnen der Dattelsirup.