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Um 1400 ist die Blüte Kretas vernichtet worden, und zwar höchstwahrscheinlich durch die Festlandsgriechen, die inzwischen genügend erstarkt waren, um aus der Defensive zum Angriff übergehen zu können. Aber bereits zwei Jahrhunderte später fielen auch sie einer Katastrophe zum Opfer, die man am besten als »Ägäische Wanderung« bezeichnet. Neue indogermanische Völkermassen ergossen sich über die östliche Mittelmeerwelt. Den ersten Anstoß gab die Bewegung der Illyrier, die aus der ungarischen Tiefebene in den bisher von Thrakern bewohnten Westen des Balkangebiets einfielen, das später nach ihnen benannte Illyrien. Dadurch wurden die Thraker nach Kleinasien gedrängt, wo sie das hethitische Reich zerstörten. 565 Ferner wurden die Epiroten in das Land verschoben, das in historischer Zeit nach ihnen hieß. Dort hatten bisher die Thessaler gesessen, die wiederum gezwungen wurden, sich »Thessaliens« zu bemächtigen. Die Dorer, im zweiten Jahrtausend noch in Nordgriechenland ansässig, wurden nach Süden gedrückt und eroberten den Peloponnes und Kreta. Die alte und wohl auch schon überalterte kretisch-mykenische Kulturwelt wurde überrannt und verschwand aus der Geschichte. Nur in dem unzugänglichen Hochland von Arkadien bewahrte die Bevölkerung ihre Unabhängigkeit. Viele der unterlegenen »Achaier« emigrierten nach Kleinasien, wo sie, von nun an »Aioler« genannt, zahlreiche Ackerbaukolonien gründeten. Aus Mittelgriechenland strömten vorwiegend Ioner nach der Gegenküste, im Gegensatz zu den Aiolern mehr auf See und Handel gerichtet. Diese riesige Völkerwanderung war, in mehreren Stößen und Etappen durch lange Zeiträume wirksam, eines der folgenschwersten Ereignisse der Weltgeschichte: durch sie ist die Ägäis aus einer »kleinasiatischen« eine griechische Welt geworden. Gerade die volkreichsten Städte wie Orchomenos, Tiryns und Mykenai wurden völlig niedergebrannt und ausgeplündert und sind nicht wieder besiedelt worden; Theben blieb als Wohnstätte erhalten, und an Attika scheint der Sturm überhaupt vorübergebraust zu sein. Von etwa dem letzten Viertel des zweiten Jahrtausends an gibt es auf griechischem Boden keine Paläste, keine Kunstwerke, keine Kostbarkeiten mehr, sondern nur Hütten mit primitivem Hausrat aus armseligem Material und an der Stelle machtvoller Imperien und Emporien zahllose kleine Kantone, die sich gegeneinander abschließen. Die sogenannte »submykenische« Ware (etwa 1200 bis 1000) und die »geometrische« Keramik (seit 1000) zeigen, daß man ganz von vorne angefangen hat.