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Die Römer der Altzeit erhoben sich im Sommer bei Tagesanbruch, im Winter schon viel zeitiger vom Lager, verrichteten ein kurzes Gebet an den Matutinus, den Gott der Frühe, und widmeten sich dann bis zum Abend der Arbeit, die Frauen im Hause, die Männer auf dem Felde. Den Unterricht in Auguralwesen, Rechtsformen, Landwirtschaftskunde erteilte der pater familias seinen Söhnen meist selber; die Töchter wurden in nicht viel mehr unterwiesen als im Gebrauch der Spindel. Die Mahlzeiten waren der Morgenimbiß, prandium, das Mittagbrot, cena, und das Nachtmahl, vesperna. Nur bei der cena gab es gemeinsame Tafel, nur beim convivium, dem Gastmahl, das Fleisch der Haustiere und dazu wohl auch bisweilen Fisch oder Wild, Backwerk oder Früchte. Bei diesem muß es höchst ledern zugegangen sein, und an die geistreiche Erotik und gepflegte Konversation, Laune und Verspieltheit der griechischen Symposien darf man dabei gar nicht denken. Die gewöhnliche Nahrung der Quiriten bestand aus Mehlfladen und einer Art Sterz, Kohl und Sauerkraut, Salat und Zwiebeln. Eine große Vorliebe hatten sie für Hülsenfrüchte, was auch in einer Anzahl von Eigennamen zum Ausdruck kommt: Fabius heißt »Bohnenmann«, Lentulus kommt von lens, die Linse, Cicero von cicer, die Erbse. Ihre Leibspeise war das Schwein: zwei der vornehmsten Geschlechter, die Porcier und Suilier, trugen von ihm ihren Namen, und bei der Bezeichnung für Schweinefleisch, caro suilla, wird der Lateiner geradezu zärtlich. Das Huhn kam jedenfalls erst durch die Griechen nach Italien. In der republikanischen Zeit genossen die Hühnerorakel großes Ansehen: fraßen die Tiere gierig, so galt dies als günstiges Omen, das Gegenteil als Warnung. P. Claudius Pulcher, Feldherr im ersten Punischen Kriege, ließ die heiligen Hühner, die das Futter verschmähten, ins Wasser werfen, indem er sagte: wenn sie nicht fressen wollen, so mögen sie saufen. Die Hühner behielten aber recht, denn er verlor seine Flotte.
754 Der Rosinenwein oder Mostsirup, der auf den Tisch kam, muß abscheulich geschmeckt haben; Frauen war der Genuß geistiger Getränke überhaupt verboten. Würfeln um Geld war nur an den Saturnalien gestattet, Tanz und Gesang nur im Kult, der sich im übrigen ebenfalls durch große Kargheit und Trockenheit auszeichnete. Noch Cicero sagte: »Keinem Nüchternen wird es einfallen zu tanzen, wenn er nicht gerade verrückt ist.« All diese Schlichtheit in den Lebensformen kam nicht bloß von der »Kernigkeit« und »Gediegenheit« der Römer, sondern auch daher, daß ihnen einfach nichts einfiel.
Die Tunika, ein ungefärbtes Wollhemd, bei den Männern armfrei und kniefrei, bei den Frauen mit Ärmeln und bis zum Knöchel reichend, entspricht dem griechischen Chiton, die bauschige Toga, ein weißgefärbtes Stück Tuch, nur bei der Amtstracht der Magistrate und der Opfertracht der Priester verziert, dem Himation; dazu kam bei Kälte das Pallium, eine Art Plaid, und bei Regen die binsengeflochtene Kapuze. Die Frauen trugen das lange Haar im Knoten, durch ein Netz zusammengehalten, oder in Zöpfen, die Männer bloß die Lippen rasiert, auch die Haare noch nicht »römisch« kurz: dies und die Bartlosigkeit wurde erst seit dem dritten Jahrhundert Sitte. Andrerseits gingen die Etrusker von alters her vielfach bartlos und dies ist möglicherweise in Latium nicht unnachgeahmt geblieben; oft aber auch trugen sie die »mykenischen« Keilbärte, wie sie von Abbildungen aus diesem Kulturkreis bekannt sind. Die Goldmasken der mykenischen Gräber haben aber bloß Schnurrbärte, eine Mode, die den späteren Griechen völlig unbekannt war; aber sie kam zu den Kelten, vielleicht also auch nach Rom. Wir wissen also wirklich nicht, wie Mucius Scaevola und Coriolan ausgesehen haben.