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Quelle: Dr. Albert Neuburger in dem Werk: »Der Siegeslauf der Technik«, herausgegeben von Geh. Regierungsrat Max Geitel, erster Band. Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig. Z.
Jahrhunderte lang hat sich die Menschheit um die Erfindung einer Maschine bemüht, die im Stande sein sollte, ohne äußere Kraftzufuhr sich selbst für ewige Zeiten in Gang zu halten und, wenn möglich, dabei noch Arbeit zu leisten. Heute wissen wir auf Grund des Gesetzes von der Erhaltung der Energie, daß eine solche Maschine eine Unmöglichkeit ist, ein schöner Wahn, der niemals Wirklichkeit werden kann.
„Mit dem Problem des Perpetuum mobile hat sich schon Hero von Alexandrien beschäftigt (etwa 120 v. Chr.), und wenn man die Zahl der Erfindungen, Vorschläge und angegebenen Maschinen auf diesem Gebiet zusammenstellen wollte, so könnte man ein dickes Buch schreiben. Welche Dimensionen die Erfinderwut manchmal annahm, mag man daraus ersehen, daß die Pariser Akademie mit Arbeiten über angebliche Lösungen des Problems derartig bestürmt wurde, daß sie im Jahre 1775 einen Beschluß veröffentlichte, laut welchem sie künftig weder Lösungen des Problems der Quadratur des Kreises, noch auch solche des Perpetuum mobile mehr prüfen wollte.
Zu den interessantesten Versuchen ein Perpetuum mobile zu bauen, gehört die Maschine des Dr. Johann Ernst Elias Orfyreus, der im Jahre 1680 zu Oberlaußnitz geboren wurde und 1745 starb. »Orfyreus führte sein Perpetuum mobile verschiedenen Kommissionen vor und ließ sich von diesen beglaubigte Atteste über die Wirkung seiner Maschine ausstellen. So bezeugten ihm unter dem 9. Oktober 1712 vierzehn angesehene Bürger von Gera (darunter der Stadtsuperintendent, der gräfliche Leib- und Stadtmedikus, der »Polygraph« Oswald Leupold, der hochfürstlich Sächsisch-Weißenfelssche Landbaumeister, Mathematikus und Ingenieur, »der das Werk examinieret«), daß die Maschine vom 6. Juni ab auf dem Nikolausberg in Herrn Richters Hause das erste Mal im »perfekten Lauff curieus zu schauen verfertiget« gewesen sei.
Weitere Erfolge erzielte Orfyreus, als der Landgraf Karl von Hessen-Kassel ihm auf dem Lustschloß Weißenstein eine Wohnung anwies, ihn zum Kommerzienrat ernannte und unter die landgräflichen Diener aufnahm.
Diese Maschine des Orfyreus wurde am 12. November 1717 in einem Zimmer des Schlosses Weißenstein aufgestellt und in Gang gesetzt. Das Zimmer wurde verschlossen, versiegelt und von außen mit einem Wachtposten besetzt. Am 26. November erschien der Landgraf, ließ das Zimmer öffnen und fand die Maschine, wie sie verlassen war, »in ebenso starkem Lauff«. Der Landgraf hielt die Maschine auf, setzte sie wieder in Gang und erschien dann erst wieder nach sechs Wochen, nämlich am 4. Januar 1718. Als man jetzt die Siegel von der 117 Tür des Gemaches entfernte, fand man das Perpetuum mobile wiederum in »seynem ununterbrochenen Lauffe einen Weg wie den anderen«.
Am 27. Mai 1718 erteilte der Landgraf dem glücklichen Erfinder einen Schutzbrief, in welchem auch noch bezeugt wurde, daß mittels der Maschine mit Steinen gefüllte Kästen gehoben und ein Pochwerk und eine Messerschmiede betrieben seien. Die Einrichtung dieses Perpetuum mobile Orfyreanum ist niemals bekannt geworden; nur seinem Gönner, dem Landgrafen, hat Orfyreus einen Einblick in den inneren Mechanismus gewährt; jener hat aber, trotz späterer Zerwürfnisse, das Geheimnis gewissenhaft bewahrt.”
Schon bald nach dem ersten Erscheinen der Maschine warnten Flugschriften vor dieser Erfindung und wiesen darauf hin, daß der Apparat wohl durch einen »Kniff« in Bewegung gehalten werden dürfte, was denn auch der Fall gewesen sein muß.