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Über ein höchst merkwürdiges Erlebnis bei der Vorstellung eines Gedankenlesers berichtet ein angesehener Berliner Schriftsteller. Seine Aussagen, die an sich schon jeden Zweifel ausschließen, werden obendrein noch unterstützt durch das Zeugnis eines zweiten berühmten und ebenso vertrauenswürdigen Autors, der jene Vorstellung miterlebte.
Der erwähnte Schriftsteller J. L. fragte den Gedankenleser, wieviel Goldstücke er (J. L.) bei sich trüge; er stellte die Frage, ohne selbst die Antwort genau zu kennen, denn er hatte zu Haus sein Portemonnaie zu sich gesteckt, ohne nachzuzählen. Der Gedankenleser – wir nennen ihn so, obschon es sich hier nicht um die Erratung eines Gedankens sondern eines objektiven Tatbestands handelte – erklärte: fünf Goldstücke. Nunmehr zog J. L. sein Portemonnaie aus der Tasche und zählte den Bestand. Es stimmte nicht. Der Inhalt ergab nur vier Goldstücke.
Der Gedankenleser blieb standhaft bei seiner Behauptung, obschon J. L. den Irrtum augenscheinlich nachwies und durch Kontrolle seiner Nachbarn im Zuhörerraum zur Bestätigung brachte. Die blanke Wirklichkeit zeigte unwiderleglich, daß sich der Mann der telepathischen Künste in diesem Fall geirrt hatte.
Erst sehr viel später fiel es dem Fragesteller ein, daß sein Portemonnaie eine unbenutzte kleine Seitenklappe enthielt; und in dieser fand sich eine türkische Goldmünze, die J. L. vor Jahren als Kuriosität erhalten und seitdem nie wieder berührt hatte.
Aber welche Schwingungen liegen der Fernwirkung zu Grunde, die dem Gedankenleser die Kenntnis einer so tief verborgenen Tatsache vermittelte? Ist es eine Abart der Hertzschen Wellen, eine drahtlose Telegraphie vom Objekt zum Gehirn? Nach dem Stand der Physik von heute läßt sich eine Klarheit hierüber nicht gewinnen. 138