Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Quelle: Dr. Paul Köthner: »Aus der Chemie des Ungreifbaren«. Verlag von A. W. Zickfeld, Osterwieck-Harz.
Eine sehr effektvolle Methode, um eine wissenschaftliche Erkenntnis allgemein bekannt zu machen, hat Otto von Guericke, der berühmte Bürgermeister von 269 Magdeburg, gewählt, den Slaby den ersten deutschen Ingenieur nennt. Nach vielen Mühen war ihm die Erfindung der Luftpumpe gelungen, mit deren Hilfe er als Erster auf maschinellem Weg praktisch luftleere Räume herstellen konnte. Die damalige Gelehrtenwelt, die immer noch in dem alten klassischen Wahn vom horror vacui, in dem Glauben an die unbedingte Abneigung der Natur gegen den absolut leeren Raum befangen war und sich auch durch Torricellis Versuch mit der Barometerröhre davon nicht abbringen lassen wollte, glaubte nicht an die Körperlichkeit der Luft und ihre Fähigkeit, Druck ausüben zu können.
Da veranstaltete Guericke im Jahre 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg vor Kaiser Ferdinand III. seine berühmte sensationelle Vorführung. Zwei metallene Halbkugeln mit einem lichten Durchmesser von 2–3 Ellen wurden luftdicht aneinander gelegt und ausgepumpt. An jede Halbkugel wurden acht Pferde gespannt, und diesem Gespann von sechzehn Pferden gelang es nur mit aller Mühe, die Teile zu trennen. Als dieses geschah, ertönte ein furchtbarer Knall. Wenn man nachrechnet findet man, daß die Halbkugeln mit einem Druck von mehr als 6000 Kilogramm aufeinander gepreßt waren.
Kaiser Ferdinand äußerte sieh mit höchster Begeisterung über den an Zauberei grenzenden Versuch, und von hier aus setzte sich allmählich eine richtige wissenschaftlich begründete Anschauung über das Wesen der Luft durch.
Ganz luftleer sind Guerickes Halbkugeln, die heute im Deutschen Museum zu München aufbewahrt werden, freilich nicht gewesen. Denn auch heute können unsere besten Vakuumpumpen die Luft aus einem Gefäß nur so weit herausschaffen, daß sie immer noch einen Druck von 1/1 000 000 Atmosphäre ausübt. Dieser geringe Druck ist zwar auch mit dem allerfeinsten Manometer nur schätzungsweise zu bestimmen, aber von einem absoluten Vakuum ist man damit noch sehr weit entfernt. Denn jeder Kubikmillimeter eines so stark evakuierten Raums enthält immer noch 500 000 Millionen der kleinsten Luftteilchen, der Luftmoleküle.