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Der Feinmechaniker Nobert zu Greifswald fertigte im Jahre 1846 äußerst zarte Glasgitter zu Zwecken der Mikroskopie an. Mittels Mikrometern und Diamantspitzen wurden auf ebenen Glastafeln Systeme von Quadraten eingeritzt, so eng und fein, daß das freie Auge auf den Ebenen garnichts bemerkte. Auch bei mäßiger Vergrößerung erschien nur eine Trübung wie ein Nebelhauch. Erst bei stärkerer Vergrößerung löste sich dieser Nebel in korrekte Quadrate auf.
270 Die Nobertschen Gitter waren in fortschreitender Skala angeordnet und dienten zur Prüfung der Mikroskope. Deren Güte und Leistungsfähigkeit ergab sich aus der Nummer der Gitterskala, die sie aufzulösen vermochten.
Aber es blieben Gitter übrig, die noch bei Lebzeiten Noberts überhaupt jeder Vergrößerung trotzten und selbst unter den schärfsten Mikroskopen bei ihrer Nebelgestalt verharrten. Da mußte sich die Frage erheben: am Ende sind die allerfeinsten Nummern überhaupt keine Gitter, sondern wirklich nur Nebel?
Vorerst gab es gar keine Möglichkeit, diese Frage anders zu beantworten als durch das Vertrauen auf Nobert und seine fabelhafte Technik. Allein bald darauf erlebte man in der Vergrößerungsoptik neue Vervollkommnungen, und den seither vorgeschrittenen Mikroskopen gelang es in der Tat, weitere Gitter als solche kenntlich zu machen und in Quadrate zu lösen.
Hiernach vergegenwärtige man sich die Leistung Noberts, der seine Gläser so fein zu bearbeiten wußte, ohne dabei über die zureichende mikroskopische Kontrolle zu verfügen!
Henry Rowland ist es neuerdings mit seiner vortrefflichen Teilmaschine gelungen, bis zu 800 Teilstriche auf ein Millimeter zu ziehen und große Flächen in dieser feinsten Weise zu teilen.
Um etwas so Erstaunliches vollbringen zu können, muß man natürlich mechanische Vorrichtungen von ganz besonderer Genauigkeit zur Verfügung haben. Nicht die kleinste Unregelmäßigkeit darf bei der Teilung stören. Insbesondere ist, da der Furchenabstand ja immer ganz genau der gleiche sein muß, darauf zu achten, daß nicht durch Wärmeausdehnung Unregelmäßigkeiten bei der Arbeit vorkommen.
Rowlands Maschine lief darum auch völlig selbsttätig in einem abgeschlossenen Raum. Wenn sie eingestellt war, wartete man mehrere Stunden mit dem Ingangsetzen, damit die Störung verschwände, die jedesmal durch die Wärmeausstrahlung vom Körper des bedienenden Menschen hervorgerufen wurde. Auch die Abstellung erfolgte von außen her. Aber leider kam es nur zu häufig vor, daß die ganze Arbeit der Maschine umsonst gewesen war, weil der Diamant gleich beim Beginn des Schneidens seine Spitze verloren hatte.