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Man versenkt irgendwo weit draußen auf dem Ozean eine Metalltafel und behält sich vor, die auf dem Meeresgrund ruhende Tafel später durch Taucher wieder auffinden zu lassen. Der geographische Ort der Versenkung wird beim Beginn der Operation aufs genaueste festgestellt. Kann es gelingen, diese Bestimmung so scharf zu treffen, daß der Versuch wirklich gelingt?
Die Tatsachen haben in bejahendem Sinn entschieden. Jenes Experiment wurde angestellt. Das beauftragte Schiff kehrte nach der Versenkung in den Heimathafen zurück, fuhr nach Monaten wieder hinaus und fand die Tafel im Ozean.
245 Die Ortsbestimmung ergibt sich aus zwei Daten: aus der geographischen Länge und Breite. Die Länge, der Meridian, wird gewonnen aus der Vergleichung der chronometrischen Zeit eines bekannten Festlandspunkts mit der astronomischen Sternzeit des Experimentpunkts auf dem Meer. Die geographische Breite, der Parallelkreis (kürzeste Entfernung vom Erdäquator), ergibt sich durch Berechnung der Polhöhe, d. h. durch den Winkel zwischen zwei geraden Linien, von denen die eine vom Beobachterauge nach dem Horizont, die andere zum Polarstern führt. Polhöhe und geographische Breite sind nach Bogeneinheiten gemessen, wie eine sehr einfache Betrachtung lehrt, überall ein und dasselbe. Durch diese Längen- und Breitenmessung wird der fragliche Punkt eindeutig bestimmt.
Von der Güte der Meßapparate und der Schärfe der Beobachtung hing es natürlich ab, ob jener Punkt so exakt fixiert werden konnte, wie das Experiment es verlangte. Denn bei der allergeringsten Abweichung wäre es unmöglich gewesen, ein so kleines Objekt auf dem Grund der Ozeanwüste wieder zu ermitteln. Aber der Erfolg hat entschieden: die versenkte Tafel konnte sich nicht verbergen, obschon ihr Steckbrief nur zwei besondere Kennzeichen aufwies, die Polhöhe und den Meridian.