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In vorliegendem Buch wird seiner ganzen Anlage nach der Begriff der Möglichkeit bis an die weiteste Grenze abgesteckt; und so mußte sich auch hier die Frage erheben: ist der Tunnel vom Westufer Europas nach dem Ostgestade Amerikas, wie er in Kellermanns bekanntem Werk »Der Tunnel« romanhaft geschildert wird, in Zukunft zu erwarten?
278 Die technische Möglichkeit, aus dem Gesichtswinkel des Ingenieurs, soll nicht bestritten werden; auch über die Milliardenrechnung des Kostenanschlags wäre nach heutiger Auffassung allenfalls hinwegzukommen. Trotzdem liegt eine Schwierigkeit vor, die, planetarisch nach der Natur unseres Erdkörpers betrachtet, vorläufig als unüberwindlich erscheint.
Sie betrifft die Tiefe, in die der Tunnel gelegt werden müßte, weniger wegen der Wegkürzung als wegen des auszuhaltenden Wasserdrucks. Kellermann führt seinen Tunnel geradlinig, also in der Sehne zum betreffenden Erdbogen, und wir wollen annehmen, daß die hierdurch ermöglichte Tiefe ausreicht, um den Druck einer Wasserhöhe, die nach vorhandenen Messungen bis zu 8 Kilometern beträgt, wirklich zu ertragen.
Allein wie steht es nun mit dem Einfluß, den die Eigenwärme der Erde in solcher Tiefenlage ausübt? Jede geothermische Tiefenstufe beträgt im allgemeinen 30–35 Meter, d. h. auf je 100 Meter durchschnittlich erhöht sich die Wärme um drei Grad Celsius. Der Tunnel würde sonach gegen die Mittel seiner Längserstreckung in Temperaturen kommen, die über 5000 Grad hinausliegen, und die man als Sonnentemperaturen bezeichnen könnte. Daß diesen gegenüber kein Zugmaterial und keine Kühlvorrichtung standhalten könnten, darf ohne weiteres angenommen werden. Jeder zur Konstruktion erforderliche Stoff würde verbrennen, sich verflüssigen, verdampfen. Aber auch das Erdmaterial selbst wäre für den Ingenieur nicht mehr brauchbar; er käme an Gesteinsmassen in Schmelzfluß, an glutflüssige Laven, in denen der Begriff eines Tunnelbaus seinen Sinn verlieren müßte.
Hier wird man also doch wohl mit einer nicht zu überschreitenden Unmöglichkeit zu rechnen haben.