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Über das Leibliche der Katzen berichtet Brehm, und jeder Leser weiß, wie eine Katze aussieht. Was aber weiß er von ihrer Psyche, was von ihrer Mentalität, ihrer Spiritualität? Hierüber kann nur sprechen, wer vieljährige Beobachtungen an Katzen, an mehr als einer Katze gemacht hat.
Warum an mehr als einer? Sind nicht alle Katzen gleich und alle bei Nacht grau? Jede ist verschieden von jeder andern, und sie sind keineswegs bei Nacht alle grau; Miez und Musch z. B. sind bei Nacht genau so rabenschwarz wie bei Tage. Daß aber jede der 6 Katzen, die wir in den letzten 9 Jahren gehabt haben, ein Individuum mit einer ausgeprägten Individualität war oder ist, dafür stehe ich, steht meine Frau ein. Individuelleres als eine Katze gibt es im Tierreich nicht, doch zeigen sich die Nüankßen nur dem aufmerksamen Beobachter mit dem sechsten, dem numinosen, Sinn für das Tier.
Miez ist die Mutter, Musch die Tochter, beide schwarz vom Scheitel bis zur Schwanzspitze; aber – Miez ißt leidenschaftlich gern Käse, Musch riecht daran und wendet sich mit vollkommner Indignation ab. Erkläret mir, Graf Örindur, Diese Differenz in der Natur! Er kann es nicht, keiner kann es.
Ich setze Mutter Miez auf meinen Schreibtisch, – ich arbeite gern beim behaglichen Schnurren einer Katze neben mir. Miez ist mir zugetan, weilt gern bei mir, schläft mit Vorliebe auf meinen Beinen beim Nachmittagsschläfchen; meinen Schreibtisch liebt sie nicht, nach wenigen Sekunden ist sie mit einem Satz über den Papierkorb hinweg am Boden. Wie anders ihre Tochter Musch! Sie hatte von Jugend auf literarische Neigungen: mit dem Papierkorb, diesem Symbol des strengen Kritizismus seines Besitzers, fing sie an: sie saß und schlief als Kätzchen von einigen Monaten stundenlang darin, oft bedeckt von den Produkten meines Eklektizismus. Dann tauchte sie empor aus dem Wust expressionistischen Abhubs, schüttelte ihn von sich, sprang, blank und eben, zu mir auf den Tisch, kuschelte sich in einen Haufen unbeantworteter Briefe ein und schnurrte los.
Meine Frau wollte es nicht glauben, ich aber bleibe dabei: Musch hatte in ihrer Jugend literarische Ambitionen, nicht grade kreative, aber kritische. Sie warf, während ich an meinem Buche ›Was bleibt?‹ schrieb, wiederholt fertige Blätter vom Tisch, oft in den Papierkorb. Meine Frau sagte: sie spielt; war es aber nur ein Spiel, als sie eines Tages grade die Blätter hinunterwarf, auf denen ich ›die steil emporragende Kathedrale‹ gar zu ausführlich behandelt hatte? Selbst wenn man diesen energischen Protest symbolisch interpretieren wollte – ich neigte dazu –, so blieb die Frage: Symbol für was? Verwarf Musch mein verwerfendes Urteil über den Göttlichen, oder etwa gar den Göttlichen selbst? Oder erschien ihr mein Urteil noch zu linde? – Wer der Göttliche ist? Braucht das gesagt zu werden? Deutschland hat große, sogar größte Dichter hervorgebracht, diese zu Dutzenden in unsern Tagen; aber nur einen Göttlichen im Laufe seiner jetzt sechzehnhundertjährigen Schrifttumsgeschichte.
Daß die Erziehung der Katze nach völlig andern pädagogischen Prinzipien geschehen muß, als die des Hundes, ist jedem Katzenbesitzer bekannt. – Katzenbesitzer? Besitzt man denn eine Katze? Einen Hund besitzt man, eine Katze gehört nur sich. Sie gehört auch nicht, wie oft gesagt wird, zum Hause; sie geruht, dieses Haus, an das sie sich gewöhnt hat, als ihr Hauptdomizil zu betrachten, ohne Verpflichtung, jede Nacht darin zuzubringen. Ein solches Hauptdomizil hat gewisse Annehmlichkeiten: man kann seine Jungen darin leichter ernähren und aufziehen; sonst aber –? Nun ja, mit der strukturellen Konjunktur der Mäuse und Ratten steht es flau, selbst hier auf dem Lande, und die Spatzen sind gewarnt; da ist es nicht übel, daß man täglich zu den wohlbekannten Essenszeiten den Tisch gedeckt findet und sich dransetzen kann. Denn das kann man! Darf man? Dumme Frage, hier handelt sich's um wohlerworbene Rechte. Muz hatte sich schon als viermonatiges Käterchen auf die Lehne der Rohrbank gesetzt, worauf das gute Frauchen sitzt, das die guten Dinge darreicht: Hörnchen verschwenderischer Weise mit Butter, Weißbrotkrumestückchen mit Honig, zuweilen sogar das Bornimer Katzenhimmelreich: gebratenen Frühstücksspeck; leider zu selten, – na sie haben es wohl nicht dazu. Sind gute, aber arme Leute; Deutschen Schriftsteller nennen sie ihn, – na das kennt man ja.
Mittags sitzt Miez – Muz ist vor anderthalb Jahren beim Hinüberwechseln zum Walde, vom Scheinwerfer der Kraftpost geblendet, totgefahren worden, zum Glück sogleich ganz tot, – also sitzt Mutter Miez, seine Witwe, zwischen Frauchen und Herrchen auf der Rohrbank – d. h. eigentlich steht sie auf den Hinterbeinen – und legt zierlich ihre schwarzen Vorderpfötchen auf das blühweiße Tischtuch; aber nur nachdem die Pfötchen abgewischt sind, was sie sehr überflüssig findet, sich jedoch gefallen läßt: die Menschen haben so lächerliche Ansichten über Sauberkeit. Als ob Miez ihre Pfötchen nicht täglich wohl zehnmal wäscht. Wieviele Menschen waschen sich zehnmal die Hände?
Tochter Musch sitzt auf der breiten Banklehne rechts neben Frauchen, was viel bequemer ist als das Stehsitzen der Mutter Miez. Es läßt sich bei Tisch aushalten; wir bekommen da nur Vorgerichte, Leckerbissen, denn unser richtiges Mittag stellt uns Frauchen hin, nachdem sie und Herrchen selbst gegessen haben, – im Sommer unter den Nußbaum, im Winter in die Küche. Es läßt sich aushalten: reichlich und, alles was recht ist, Frauchen versteht zu kochen. Seltsam: sie hat offenbar keine Ahnung, wie gebratene Mäuse schmecken; wir ja auch nicht, aber wenn sie schon au naturel so lieblich schmecken –!
Nach Tisch legt Herrchen sich auf seine Liege; er schläft nicht, sondern er ruht. Manchmal liest er, aber die neuen Bücher langweilen ihn meist; es stehen oft abgehackte Zeilen auf den Seiten, die langweilen ihn fast immer, und dabei ist er sogar manchmal eingeschlafen. Ich, Miez, liege dabei zwischen seinen Waden – er hat welche –, was ganz behaglich ist; er stört mich nicht, sondern nimmt anständige Rücksicht. Musch, das dumme Gör, liegt auf seinem Schreibtisch, ich höre sie schnurren. Es läßt sich aushalten. –
Es gibt Menschen, die von der Katze das Naturwidrige verlangen: daß sie nicht das sei, wozu sie geboren: ein Raubtier. Solche Menschen sind pervers. Von einer Katze tadelnd zu sagen: sie stiehlt, ist sehr lächerlich. Muß man von dergleichen Vorkommnissen überhaupt sprechen, so tue man es lachend, anerkennend, bewundernd; dann darf man sogar sagen, aber lachend: Musch – meist ist sie es, der schwarze Katzenbackfisch – Musch hat einen Hering, Musch hat ein Stück Fisch, Musch hat einen Entenfuß gestohlen. Aber ein Hallo darüber anstimmen, hinter ihr herjagen, ist zu dumm. Nun gar bestrafen! Man bestraft ein so edles, ethisch fest in sich verankertes Tier nicht. Keine Strafe kann eine Katze überzeugen, daß sie Unrecht getan, denn sie tut kein Unrecht. Wenn sie sich von einem Küchentisch einen kleinen Fisch oder ein Stückchen Fleisch aneignet, so fühlt sie wie Molière, wenn er einen fremden Dramenstoff fand und bearbeitete: › Je reprends (aufs re.. kommt es an) mon bien, où je le trouve‹ (Ich nehme mein Gut wieder, wo ich's finde). Fisch und Fleisch sind vortreffliche Katzennahrung, sie gehören mir doch mindestens ebenso gut wie dem Frauchen und Herrchen. Wollen sie es für sich behalten, so sollen sie es bewachen und nicht eine arme unschuldige Katze in Versuchung führen. Ich sage mit einem der neuen Dichter, die mein Herrchen eingeschläfert haben: Nicht der Nehmer, der nachlässige Besitzer ist schuldig und verdient Strafe.
Unsre Katzen sind nie gestraft worden. Eine Katze schlagen? Dann schlage man sie nur gleich tot, denn eine geschlagene Katze hat ihr Ethos verloren; ihr Pathos, besonders das der Distanz, ist vergiftet, die Wurzel ihres Glaubens an Menschenadel und -Vernunft ist verdorrt; nie vergißt sie diese ihr angetane Schmach, nie diese Selbsterniedrigung des Menschen. Bekommt eine unsrer schwarzen Freundinnen bei einer kleinen – menschlich gesprochen – Untat ein Kläpschen, beileibe keinen Klaps, so sieht sie den Vollzieher des Kläpschens verdutzt an, läuft ein paar Schritte davon, kehrt sogleich wieder zurück, und ihr vertrauensvoller Blick sagt: Ich verstehe Spaß, aber bitte nicht zu oft und immer hübsch in den Grenzen, – das Pathos der Distanz muß gewahrt bleiben!
Mit Keck dem Hunde leben unsre schwarzen Hausgenossinnen selbstverständlich auf je vier freundschaftlichen Füßen. Die Eigentumsrechte am Futter sind zwischen ihnen labil; gewalttätige Rechtsverletzungen kommen nicht vor, doch gelten nichtgeleerte, für kurze Zeit verlassene Futternäpfe als herrenlos und domaine public.
Die neugeborenen Kätzchen werden von Keck beschnuppert und verachtet; mit einem ins spielfähige Alter hineingewachsenen Tierchen spielt er onkelhaft tolpatschig. Die Kleinen fürchten sich nicht im mindesten vor dem vergleichsweis gewaltigen Hund; sie lehren ihn früh, daß Katzenkrallen scharf sind, und er hütet sich davor. Alljährlich erleben wir zweimal den Spaß: ein aufgezogenes Kätzchen von etwa 10 Wochen sitzt auf einem Stuhl, Keck macht sich von unten mausig, beschnuppert es ungebührlich, – schwapp langt Mine oder Murr oder Spiegel – so heißt unser Nachwuchs – dem großen Flaps eine von oben nach unten übern Kopf, daß er sich schleunig zurückzieht. Keck ist erhaben über Brutalität gegen Schwache, und von Ressentiment bei ihm keine Spur. Warum hat Nietzsche sich keinen Hund gehalten? Dann hätte er uns nicht mit dem langweiligen Übermenschen und dem noch abgedroschneren Ressentiment geödet. Philosophen, gar Psychologen ohne ein Tier sind fachlich unzureichend. Schopenhauer, der menschlichste unter den Philosophen, genoß die Erziehung durch seinen Pudel Atma (Weltseele). Heute würde man ihn darob den ›Kosmiker‹ nennen.
Gehorsam ist des Christen Schmuck, er ist nicht der der Katze. Der Hund, der geborene Kammerdiener – der es aber nie bis zum  Byzantiner bringt –, lernt leicht gehorchen, ihm ist der Gehorsam eine Freude, Ehre, Pflicht; die Katze gehorcht nicht, sie will grundsätzlich nicht gehorchen, selbst da nicht, wo sie liebt. Man hat Katzen gedrillt, zu albernen Kunststücken erzogen; solche Katzen aber sind Entartete ihres edlen Geschlechts, Erniedrigte, Beleidigte; sie zählen nicht mit. Unsre Katzen vernehmen unsern Ruf, aber sie gehorchen fast nie sogleich, denn gehorchen hieße anerkennen, daß sie unsre Diener, unsre Dinge sind, und das sind sie nicht. Sie kommen wohl auf einen bestimmten Ruf – Gerhart Hauptmann, Deutschlands größter Dichter, nennt ihn in seiner Klassikersprache: the first call for dinner (siehe seinen Kammacherroman ›Atlantis‹); aber dieser Ruf muß eine feste Höhe und Länge haben: ›Miez! – Musch!‹
allenfalls noch
Dies ist der verabredete Ruf:
Zu Tisch! Auf ihn kommen sie in gewaltigen Sprüngen – so beschreibt Brehm den anstürmenden Löwen – aus den fernsten Dschungeln des Gartens, des eignen, des nächsten, des zweitnächsten. Rufen wir eine unsrer Freundinnen, unsrer Wohnkostgäste auf kurze Entfernung zu einem nicht sogleich sicht- oder riechbaren Zweck, so wendet sie uns den Kopf zu, sieht uns freundlich an, bleibt aber wo sie ist. ›Du rufst, du willst etwas von mir, schön; aber du weißt ja, daß ich nur komme, wenn es mir beliebt. Ich achte dich, liebe dich, denn du bist immer geziemend gegen mich gewesen, jedoch das verpflichtet nicht zum Gehorsam. Keck folgt sogleich deinem Ruf, aber das ist nur ein Hund, und der hat zu gehorchen. Ich aber –! Überlegen will ich mir's, aber versprechen kann ich nichts.‹ – Sie überlegt, und in den meisten Fällen kommt sie nach einer halben, einer ganzen Minute. Der Gehorsam des Freien, die Höflichkeit des Herzens, der Takt der guten Gesellschaft, die gute Katzenkinderstube.
Miez und Musch zeigen ihre Liebe selten durch Gekose, wie es unter dem unaufrichtigen Menschenpack Brauch. Ist ihr aber das Herz voll davon, so strömt es ihr in alle Glieder, und dann kommt sie mit leidenschaftlich geringeltem Schwanz herbei und sagt: Du bist gut, ich bin dankbar und liebe dich. Sie sagt es, indem sie ihr schwarzes Köpfchen gegen unser Gesicht drängt, reibt, stößt, immer wieder stößt. Dabei schließt sie ganz so wie die Menschen, wenn sie zärtlich sind oder so tun, die Augen, beginnt fein zu schnurren, hört nicht auf. Törichte Menschen haben das Wort ›Katzenfreundlichkeit‹ aufgebracht; die Katze ist ein grundehrliches Tier, alle ihre psychischen Manifestationen, ihre gesamte Ausdruckskultur, der Komplex ihres Eros, Pathos und Ethos ist ehrlich. Sie meint es sehr ehrlich, wenn sie faucht und kratzt – was unsre Katzen gegen uns nie getan; sie meint es ehrlich, wenn sie sagt: Ich liebe dich. Menschen schmeicheln; Katzen schmeicheln nicht, ihre Liebes- und Freundschaftsbeweise sind grundecht.
Erwartet Miez Nachkommenschaft und fühlt sie ihre Stunde nahen, so weiß sie, wo sie Fürsorge findet, Frauchen hat ihr schon seit Tagen ihre Wochenstube angewiesen – abseits, wo keiner sie stört, im Halbdunkel, auf der Vordiele zum Gastzimmer, und ihr Wochenbettchen gerichtet. Sie hat Miez befragt, ob sie alles in Ordnung befunden; Miez hat das Bettchen aus Heu in einer halbhohen Kiste versucht, erprobt, genehmigt. Zuweilen aber nicht, – dann mußte der Ort, die Kiste, das Heu gewechselt werden. Ihre rabenschwarze Tochter Musch ist einmal in den falschen Verdacht geraten, eine Rabenmutter zu sein: ein paar Tage nach der Geburt ihrer Kinder schleppte sie das eine ihr gelassene die Treppe herunter, legte es dem Frauchen vor die Füße und ging weinend davon. Wir dachten, sie wolle es nicht weiter säugen, sei leichtsinnig, gewissenlos; doch nein, Musch, die Tochter, die Vertreterin des neustzeitlichen Katzengeschlechts, ist keine Mondäne, keine Pflichtvergessene mit der neuen Sachlichkeit, der aktuellen Sexualethik, die wohl Erotik, aber keinen Altruismus kennt; sondern eine anständige Katzenmutter, die uns nur hatte sagen wollen: Ihr wißt nichts von den vitalen Bedingungen einer hygienischen Katzenwochenstube. Wir dachten nach und entdeckten, daß wir Unrecht hatten – die Menschen haben den Tieren gegenüber immer Unrecht –, daß Musch die Klügere war: ihr Wochenbettchen stand zwar im Halbdunkel, aber so nahe der Treppe, daß der ganze Menschen- und Hundeverkehr dicht an ihr und ihrem Kindchen vorbeiflutete. In solchem exponierten Mirljöh kann eine Katze ihr Kind nicht säugen und betreuen. Wir änderten den Platz ihres Heukorbes, und sie wurde eine ebenso sorgsame Mutter wie Mama Miez.
Zwei Kater haben wir gehabt: Muz 1. und Muz 2., zwei ebensogroße Charaktere wie Talente, beide vor ihrem natürlichen Ende hingerafft, der erste vom Gift, das den Ratten irgendwo in einem Gehöft unachtsam hingelegt worden; der zweite, wie schon gesagt, eins der vielen Opfer des finstern Zeitalters der mörderlichen Kraftwagen. Wir trauern um beide als um liebe kleine Hauswesen ohne Arg, immer voll zutraulicher Neigung, uns so ergeben, wie es sonst nur Hunde sind. Sie waren sehr verschieden von einander, doch in dem Einen gleich: wir waren ihre Götter, der Mittelpunkt ihres Lebens, besonders ihres Seelenlebens. Sie gehorchten sogar ein wenig, aber freiwillig, indem sie sich mehr als die Kätzinnen überwiegend in unsrer Nähe hielten. Rührend war's, wie sie uns zuweilen ihre Ergebenheit, ihre Liebe aussprachen. Gingen wir in den Garten, so lief Muz – wir hatten die zwei Muze nacheinander – hurtig voraus, erkletterte uns zum Spaß, zur Huldigung einen Kirschbaum, lief wieder voraus und – wälzte sich zu unsern Füßen. Dieses Sichwälzen war der Gipfel seiner Anhänglichkeit, seiner Verehrung. Beide Muze haben das getan, die Katzen nie.
Ich glaube, die Kater sind die Intellektuellen ihrer Sippe, die tieferen Denker. Nie haben uns die Katzen so forschend, so verständnisinnig angesehen, wie beide Muze immer und immer wieder. Manchmal war es gradezu beunruhigend, wie das sanfte Geschöpf dasaß und mit seinen großen grünlichen Augen lange zutraulich zu uns aufblickte. Ohne Falsch, ohne Hintergedanken, seine treue Seele faltenlos vor uns hingebreitet. Einen Hund zu haben und mit ihm Freundschaft zu halten, ist leicht, das kann jeder, selbst ein schlechter Mensch. Erst seitdem es mir gelungen, mir die Liebe der Katzen zu erwerben, weiß ich, daß ich Eigenschaften habe. Es ist schwer zu sagen, welche; sagen wir kosmische. Das ist höchste Mode, sagt alles und verpflichtet zu nichts.
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